THE INTERN – Bundesstart 24.09.2015
Ganze sechs Jahre hat sich Nancy Meyers Zeit genommen, um das Publikum wieder mit einer leichten Komödie zu erfreuen. Und wieder hat es ihr das Alter angetan. Einst schickte sie einen alternden Jack Nicholson zur gleichaltrigen Diane Keaton, Mutter seiner viel zu jungen Freundin. Oder brachte das eigentlich geschiedene Pärchen Meryl Streep und Alec Baldwin wieder unter eine Bettdecke. Nancy Meyers schaut nicht nur auf die Herzen, sondern sie schaut auch sehr bewusst auf das Umfeld, welches diese Herzen prägt. In LIEBE BRAUCHT KEINE FERIEN konfrontiert sie ihre zwei Protagonistinnen jeweils mit der Welt der anderen, wo sie mit dem Blick über den Tellerrand ihre Bestimmungen finden. Meyers zeichnet dabei ihre Figuren stets liebenswert, aber auch sehr ehrlich. Was sich wiederrum positiv auf die um die Geschichte konstruierte Handlung auswirkt.
Gegen Ende von MAN LERNT NIE AUS wird die Jungunternehmerin Justin eine bittere Erfahrung machen, und sie wird diese meistern, wie es im wirklichen Leben passieren könnte, und nicht durch die übliche Dramaturgie von romantischen Komödien vorgegeben ist. Doch in erster Linie dreht sich alles um den pensionierten Witwer Ben Whittaker. Der ehemalige Manager hat schon alles probiert, um sich seinen Lebensabend abwechslungsreich zu gestalten. Doch was Ben Whittaker wirklich fehlt, ist das Gefühl gebraucht zu werden. Da fällt im eine Anzeige auf, die ein Praktikanten-Programm für Senioren auslobt. Nicht ganz auf der Höhe der Zeit, bewirbt sich Ben dennoch bei dem Online-Modehaus ‚About The Fit‘. Die Begründerin Justin hat dieses Programm längst vergessen, welches ihr einst von ihrem Assistenten vorgeschlagen wurde. Das Ben auch noch Justin unterstellt wird, passt der gestressten Unternehmerin überhaupt nicht. So verbringt Ben seine ersten Tage ohne irgendwelche Aufgaben an seinem Schreibtisch. Doch der lebenserfahrene Manager kann seinen jungen Kollegen immer wieder hilfreiche Tipps, und sinnvolle Arbeitsabläufe nahe bringen. Schließlich platzt auch bei der ignoranten Justin der Knoten, und es ist der Beginn einer wundervollen Freundschaft.
Technisch gesehen, ist MAN LERNT NIE AUS der perfekte Standard. Da verkünstelt sich keine Kamera, da übertreibt keine Musik, und der Schnitt hält alles angenehm am Laufen. Stillstand gibt es bei dem Film nicht, aber auch keine überhasteten Passagen. Die Technik ordnet sich den Figuren und ihrer Geschichte unter. Natürlich wäre es möglich die Handlung origineller, oder ab vom Standard zu inszenieren. Die Frage ist, ob es derart zufriedenstellend gelingen, oder sich nur selbst ein Bein stellen würde. Immerhin stehen hier Robert De Niro und Anne Hathaway im Zentrum, und mit dieser sorgsam ersonnen, überzeugenden Geschichte will man auch gar nichts anderes, als diesen Größen zuzusehen wie sie ihre Widrigkeiten meistern.
Es gibt diese eine Szene, die aus dem angenehmen Fluss herausfällt, und etwas aufstößt. Wenn sich die Jungs aufmachen, um Justin einen Gefallen zu tun, dann triftet das schnell in den Klamauk ab. Aber die Sequenz ist kurz, und auch schnell vergessen. Somit hat MAN LERNT NIE AUS auch seine Schwachstelle, über die man allerdings hinweg sehen kann. Ansonsten macht es sehr viel Spaß die Entwicklung der Figuren und die Entfaltung der Geschichte zu beobachten. Ben ist nicht der plötzliche erscheinende Herr aller Lagen, und Justin nicht die übertrieben biestige Chefin. Ihre Charaktere bauen sich harmonisch zueinander auf. Zuerst ist der selbstsicher an den Job gegangene Ben verunsichert, weil ihm keine Aufgaben zukommen. Doch mit seinem Arbeitskodex vergangener Tage, kann er nach und nach das Vertrauen seiner Kollegen gewinnen. Auch Justin wächst nicht unvermittelt an ihren Aufgaben. Ihre Entwicklung, ist ein langsamer Prozess von Einsichtigkeit. Die Firma braucht einen richtigen Geschäftsführer, weil sie zu schnell zu weit wächst, und die Gefahr eines Kollapses immer größer werden. Aber Justin möchte ihr Baby, welches innerhalb von 18 Monaten von einer Person auf 220 Angestellte anstieg, nicht aus den Händen geben.
Nancy Meyers weiß durch die Figuren auch geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen. Für das Publikum ist es nur eine Frage der Zeit, das Justin den erfahrenen Ben als Geschäftsführer erkennen wird. Doch Ben, sowie Filmemacherin Meyers, verfolgen da ganz andere Ziele. Und das rundet die Geschichte wunderbar ab. Hier und da gibt es Ecken und Kanten, so erwähnt Ben sehr wohl seinen Sohn mit Familie, allerdings sind diese vollkommen abwesend. Auch Rene Russo als Betriebsmasseuse bleibt vollkommen unter den Möglichkeiten ihrer Figur. Meyers bleibt konzentriert auf Ben und Justins Beziehung, welche sich dem Schicksal der Firma verschrieben hat. MAN LERNT NIE AUS ist eine romantische Komödie, auch wenn die beiden Hauptcharaktere nicht die typisch Liebe zueinander findenden Protagonisten sind. Ihre Beziehung bleibt dennoch innig, vertraut und auch gewünscht. Und am Ende lernt Ben von Justin noch eine gewaltige Lektion über zwischenmenschliche Unwegsamkeiten, und wie man damit umgehen kann. Das sind die besonderen Qualitäten, mit der Nancy Meyers immer wieder überzeugt.
Darsteller: Robert De Niro, Anne Hathaway, Rene Russo, Anders Holm, JoJo Kushner, Andrew Rannells, Adam DeVine, Zack Pearlman u.a.
Drehbuch & Regie: Nancy Meyers
Kamera: Stephen Goldblatt
Bildschnitt: Robert Leighton
Musik: Theodore Shapiro
Produktionsdesign: Kristi Zea
USA / 2015
121 Minuten