MAGIC MIKE XXL

MAGIC MIKE XXL – Bundesstart 23.07.2015

Magic-Mike-XXL-1, Copyright Warner Bros.Nach drei Jahren sind die Könige von Tampa zurück. Für einen letzten großen Auftritt. Nur Mike ist draußen, hat endlich seinen eigenen Laden für individuelle Möbel, und konnte das Strippen hinter sich lassen. Aber Big Dick, Tarzan, Ken und Tito wollen ihren Abgang nicht allein bewältigen, sie brauchen die Magie von Mike. Und mit einem eher rüden Trick haben die Sixpacker den Tischler schnell von der Werkbank gelockt. Vor drei Jahren, da war MAGIC MIKE in erster Linie ein Channing Tatum Film, bei dem man sich wunderte, dass jemand wie Matthew McConaughey mitspielte. Die eigentliche Überraschung war aber, dass der Film von Steven Soderbergh gemacht war. Und ein Tanzfilm mit obszönen Einlagen, ging bis dahin gar nicht mit einem Steven Soderbergh zusammen. Bis dahin. MAGIC MIKE wurde ohne Übertreibung zu FLASHDANCE einer neuen Generation.    

Bei einer Stripper-Convention, möchten sich die Kings of Tampa mit einer sensationelle Verabschiedung ein letztes Mal präsentieren. Dallas, McConaughey aus Teil Eins, hat den Club aufgegeben und tingelt mit Anfängern um die Welt. Und jünger wird zudem keiner mehr. Der magische Mike muss sich eingestehen, die Jungs doch irgendwie vermisst zu haben. Allerdings hat er ihnen beim Wiedersehen soviel Mist aus seinem ach so erfolgreichen Leben erzählt, dass die Tour zur Convention eine wirkliche emotionale Herausforderung wird. Nach und nach muss er zugeben, dass seine erste Klasse Beziehung zu Brooke überhaupt nicht mehr besteht, und ihn sein florierendes Geschäft kaum ernährt. Aber es wird eine abenteuerliche Reise unter Freunden, wo man sich neu ordnen wird, und vielleicht die ein oder andere Befindlichkeit aus vergangenen Tagen noch beseitigen kann. Man trifft auf alte Bekannte, lernte älter und sehr spaßwillige Damen der Oberschicht kennen, und zwischendurch wird immer wieder einmal ein hoch erotisches Tänzchen zelebriert.

MAGIC MIKE war ein gelungener Spaß, der auch nichts anderes sein wollte. Deswegen funktionierte er auch über alle Erwartungen. Aber das der Film wirklich Fortsetzungsmaterial bot, konnte man wirklich nicht erahnen. Und erneut wird man überrascht. Wenn man alle Ansprüche an tiefschürfende Dramen fallen lässt. Schonungslos offen muss man sagen, dass sich die extrem dünne Handlung an ausschweifenden Dialogsequenzen und eingeschobenen Strip-Einlagen entlang hangelt. Aber das auf einer so freien, unbeschwerten Art, dass man dem Treiben auf der Leinwand mit einem milde zustimmenden Lächeln gerne folgt. Und in diesen beiden Dingen hat die Fortsetzung wirklich zugelegt. Dialoge und Tanznummern.

Gleich zu Anfang gibt es einen Tanz, als Wiederholung aus dem ersten Teil, wo Channing Tatum seine Nummer noch einmal in seiner Werkstatt gibt. Also, Schauspieler die viele Pfunde verlieren, oder sie sich anfressen für eine Rolle, oder unendlich viel Muskelmasse antrainieren, das fordert alles größten Respekt. Aber Hut ab vor dem, was Tatum akrobatisch und choreographisch hier beweisen muss. Und Double scheiden vollkommen aus, weil Andrews Kamera (Soderberghs Pseudonym) seine Einstellungen so setzt, damit man den Schauspieler auch immer als ihn selbst erkennen kann. Und Mary Ann Bernards Schnitt (erneut ein Pseudonym von Soderbergh), verweigert sich prinzipiell schnellerer Schnitte. Ein Tricksen der Inszenierung mit Stunt- und Body-Double wurde damit vollkommen ausgeschalten. Was die Tänzer und Stripper in diesem Film zeigen, haben die Darsteller tatsächlich auch vollbringen müssen. Hut ab, eine hervorragende Leistung, der man sehr gerne zusieht.

Gregory Jacobs hat mit MAGIC MIKE XXL erst seinen dritten Film inszeniert. Aber als ständiger Regie-Assistent von Steven Soderbergh, hat er wohl genau die richtige Mischung an Gefühl und Sensation mit auf den Weg bekommen, die einen Regisseur seine Geschichte genau in den richtigen Kontext setzen lässt. Wollte man MMXXL auf den Punkt bringen, könnte man ohne Gesichtsverlust sagen, dass dies ein Film aus dem Leben gegriffen ist. Die Dialoge, manchmal in sehr langen Sequenzen, haben viel Absurdes, oftmals viel Wiedererkennungswert, aber Dank der herausragenden Schauspieler sind sie niemals langweilig, und haben auch keinen aufgesetzten Effekt. Die Schauspieler, angefangen bei Tatum und endend beim letzten in der Castingliste, bringen eine derart einnehmende Natürlichkeit in den Handlungsverlauf, das jede Frage nach tiefergreifenden Sinn überhaupt erst nicht aufkommt. Wenn ein Film ein wirkliches Abbild von sozialer Interaktion  zeigen soll, ist MMXXL ganz weit vorne dabei.

Erneut hat Reid Carolin  die Geschichte und das Drehbuch verfasst. Und letztendlich war das auch perfekt. Ein Mann, der es wagt, sich und sein Anliegen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Denn am Ende treten die Kings of Tampa nicht in einen vergleichenden Wettstreit, wie er zum Beispiel den PITCH-PERFEKT-Filmen inszeniert ist. Unsere Jungs, die Helden des Filmes, kommen auf die alles entscheidende Convention. Und das letzte Drittel gehört ganz ihrem Auftritt. Einzig und allein ihrem Auftritt. Und in diesem Showdown die Wettbewerber auszublenden, überhaupt nicht zu zeigen oder zu erwähnen, ist einfach ein dramaturgisch gewagter, aber letzten Endes aufgehender Erzählkniff. In so vielen Filmen sehen wir irgend jemanden gegen einen anderen antreten, und sehen unsere Helden selbstverständlich gewinnen. In MMXXL geht es um unsere liebgewonnen Stripper, und ihrem nicht allzu steinigen Weg zum Abschied. Und wenn man nichts anderes als deren perfekte Show zu sehen bekommt, dann weiß man auch dass sie die zu Recht gewonnen haben.

MAGIC MIKE XXL stellt die Ansprüche, dass man keine Andprüche braucht um auf das Beste unterhalten wird. Und das gelingt ihm in all seinen Ansinnen. Es ist diese Art von Fortsetzung, die niemand erwartet hätte, niemand brauchte, aber dann doch letztendlich mit großen Armen empfangen wurde.

Magic-Mike-XXL-2, Copyright Warner Bros.

Darsteller: Channing Tatum, Matt Bomer, Joe Manganiello, Kevin Nash, Adam Rodriguez, Jada Pinkett Smith, Gabriel Iglesias, Amber Heard, Andie McDowell, Elizabeth Banks u.a.
Regie: Gregory Jacobs
Drehbuch: Reid Carolin
Kamera & Bildschnitt: Peter Andrews, Mary Ann Bernard (Steven Soderbergh)
Produktionsdesign: Howard Cummings
USA / 2015
115 Minuten

Bildrechte: Warner Bros.
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