GET HARD – Bundesstart 07.05.2015
James King ist ein unverschämt reicher Hedgefonds-Manager, zudem eitel und respektlos. Darnell Lewis ist Besitzer einer kleinen Autowäscherei, zudem ist er schwarz und lebt mit seiner Familie in einem nicht bevorzugten Viertel. Kurz vor seiner Hochzeit, kurz nachdem er zum Partner der Firma seines zukünftigen Schwiegervaters ernannt wurde, steht die Polizei vor der Tür von James King. Betrug und Veruntreuung lautet die Anklage. Angewidert von den Praktiken der Hedgefonts-Manager im allgemeinen, ist der Richter mit dem Urteil von 10 Jahren in San Quentin gnadenlos. Für James ist der Haftantritt in 30 Tagen angelegt. Währenddessen muss Darnell feststellen, das sein Geschäft gut geht, ihm aber immer noch 30.000 Dollar fehlen um endlich in eine bessere Nachbarschaft zu ziehen, und somit seiner Tochter auch eine bessere Schule bieten zu können. Mit allen Vorurteilen belastet, geht James davon aus, dass Darnell als Schwarzer zwangsläufig schon einmal im Knast gewesen sein muss. Er bittet seinen Wagenwäscher, ihn darauf zu trainieren, im Gefängnis den üblichen Schikanen trotzen zu können. Darnell sagt für 30.000 Dollar zu, obwohl dieser in Wirklichkeit noch nicht einmal einen Strafzettel im Leben kassierte.
Etan Cohen hat mit Drehbüchern unter anderem für MEN IN BLACK 3 und TROPIC THUNDER erzählerische Kunstfertigkeit bewiesen. Was er allerdings mit seinem Regie-Debüt zeigt, geht weit über sein bisheriges Schaffen hinaus. Denn als Weißer, bedient sich Cohen bei allen gängigen Klischees, die man als Weißer über eine afro-amerikanische Gesellschaft haben kann. Dabei lässt der Film nichts aus, soweit, dass man als politisch korrekter Zuschauer sehr oft schmerzverzerrt das Gesicht verzieht. Darin liegt aber auch die Genialität in der Erzählung. Der Film lässt zum einen nichts aus, und handelt zum anderen seine diskriminierenden Klischee auch brutal offen ab. Etan Cohen gelingt dabei in seiner Inszenierung eine so erfrischende Leichtigkeit, dass es den Spaßfaktor tatsächlich noch erhöht.
Will Ferrell ist genau der Richtige, der diesen James King mit seinen selbstverständlich anmutenden Vorurteilen auch genau auf den Punkt bringen kann. Ferrell gehört bestimmt nicht zu den begnadetsten Darstellern, aber seine auf den Zuschauer wirkende Erscheinung, machen ihn zum Ideal für die Rolle, welche derart respektlos und unbekümmert sein darf, ohne dass man es ihm wirklich nachsieht. Als stimmiges Gegengewicht ist Kevin Hart natürlich bestens besetzt. Mittlerweile ist Hart eine eigene Marke im Komödienzirkel, und er nimmt sehr viel aus der Spannung, die ein Film mit dieser unverhohlenen Thematik eigentlich erzeugen müsste. Nicht das es den Film in irgendeiner Weise entschärft, keineswegs. Aber wie Hart versucht gegen jede Vernunft, dem vorgegebenen Klischee des weißen Mannes gerecht zu werden, um sein eigenes Ziel zu erreichen, dass ist absolut sehenswert. Besonders die Szene, in der Darnell auf dem fiktiven Gefängnishof James mit gleichzeitig drei Personen von verschiedenen ethnischen Minderheit konfrontiert, beweist Kevin Harts unglaubliches Talent und Gespür für Timing.
DER KNASTCOACH ist im Herzen eine Geschichte die schon sehr oft erzählt wurde. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander, und nähern sich gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeiten an. Natürlich gibt es im Showdown noch eine kleine Krimigeschichte, die mehr oder weniger erfolgreich gelöst wird. Denn man kann einen unbedarften Charakter wie James King nicht wirklich schuldig sein lassen. Die Auflösung ist dabei nicht sonderlich überraschend, aber das ist auch nicht im Geringsten das Anliegen des Films. Was Etan Cohen mit seinem Film erreichen wollte, ist in erster Linie den Zuschauer mit dem zu konfrontieren, was in unserer Gesellschaft nach wie vor als nicht realisierter Rassismus einher geht. Unreflektierte Vorurteile sind bei James King eine Selbstverständlichkeit. Und nicht wenige Zuschauer werden sich darin wieder erkennen. Aber DER KANSTCOACH ist deswegen bei weitem nicht ein Zeigefinger erhobenes Belehrstück. Es ist eine zügellose Komödie, die kein Blatt vor den Mund nimmt, und damit extrem unterhaltsam geworden ist.
Darsteller: Will Ferrell, Kevin Hart, Craig T. Nelson, Alison Brie, Edwina Findley Dickerson u.a.
Regie: Etan Cohen
Drehbuch: Etan Cohen, Ian Roberts, Jay Martel
Kamera: Tim Suhrstedt
Bildschnitt: Michael L. Sale
Musik: Christophe Beck
Produktionsdesign: Maher Ahmad
USA / 2015
100 Minuten