WELP / CUB – Seit 28. Januar 2015 auf DVD / BluRay
In Deutschland unter dem Titel CAMP EVIL erschienen.
WELP ist der erste belgische Horrorfilm. Soweit sehr interessant, und es macht neugierig. Zugleich ist es das Langfilm-Debüt von Regisseur Jonas Govaerts, der auch am Drehbuch mitschrieb. Er erzählt die Geschichte von Sam, einem zwölfjährigen Außenseiter, der von allen nur schikaniert wird. Mit seiner Pfadfindergruppe geht Sam auf einen mehrtägigen Ausflug in die Wälder nahe der französischen Grenze. Nicht nur die Kameraden machen Sam das Leben schwer, der Schlimmste von allen ist Rudelführer Peter, der keine Gelegenheit auslässt, Sam zu demütigen. Als der zweite Rudelführer Chris am Lagerfeuer die Legende des Werwolfs Kai erzählt, ist es um Sam geschehen. Denn Sam hat den vermeintlichen Kai schon beobachtet, aber wer sollte ihm glauben. Und dann geschehen einige merkwürdige Dinge im und um das Pfadfinderlager. Immer wieder können die Vorkommnisse Sam in die Schuhe geschoben werden, während dessen sich die Schlinge des Unheils immer enger zieht.
Jonas Govaerts hat einen sehr gefälligen Film inszeniert. Ganz offensichtlich will WELP eine Hommage an die Slasher-Filme aus den Achtzigern sein. Das gelingt auch in weiten Teilen, besonders mit Nicolas Karakatsanis‘ grobkörniger Cinemascope-Optik, die tatsächlich das Flair von Jason und seinen Freunden versprüht. Aber am auffallendsten ist Steve Moores eindringlicher Synthesizer-Soundtrack, der John Carpenter nicht kopiert, aber die Verbeugung durchaus hören lässt. Ein Kritikpunkt, der auch auf Steve Moores Musik des ebenfalls diesjährigen Fantasy-Filmfest-Beitrag THE GUEST zutrifft.
Zu der Hommage glaubt Govaerts, bedarf es auch der selben stereotypen Charaktere. Und da hat er sich etwas verrechnet, weil das Klischee dann an manchen Stellen wirklich überbelastet wird. Besonders bei Stef Aerts Darstellung des Peter wäre einiges an Motivation notwendig gewesen. Nur böse um des Bösen Willen, ist dann doch viel zu wenig. Und Sam Hauptdarsteller Maurice Luijten ist mit seinem ausdruckslosen Mienenspiel dann doch nicht der einnehmendste Charakter. Und auch ihm fehlt die Motivation, wie sich Motivation überhaupt als Leitthema von WELP erweist. Wenn ein kaltblütiger Jäger durch die Wälder streift, sollte zumindest am Ende sein Hintergrund aufgelöst werden. Und wenn unter dem Waldboden eine verzwickte Tunnelanlage zu sein scheint, dann sollte man auch hier in der Auflösung konkreter werden. Govaerts reißt in seinem Film immer nur an, ohne Erklärungen zu liefern. Für ihn scheint wohl der eigentliche Schrecken genügend. Aber das war es bei gelungenen Horrorfilmen noch nie. WELP fehlt eindeutig der gewisse Kniff in der Geschichte, dieser Aha-Effekt, der nicht nur erklärt, sondern die eigentliche Grundlage bildet.
Jonas Govaerts ist mit WELP kein sehr gutes Kino-Debüt gelungen. Zu einfallslos zieht sich die Handlung hin, ruht sich an seinen Genre-Zitaten aus, und ist dann auch noch sehr blutarm. Ja, hier und da gibt es die ein oder andere schöne Blut-Einlage, aber derer sind dann auch zu wenig, um den Fan wenigstens in diesem Feld zufrieden zu stellen. Das kommt aber auch davon, dass Govaerts an seinen Spannungsmomenten scheitert. Spannend möchte er sein, aber ist es letztendlich seine gesamte Laufzeit hindurch nicht. WELP ist ein Zeitvertreib. Leider. Instant Horror, aber keiner für den man einen Abend im Kino opfern müsste.
Darsteller: Maurice Luijten, Stef Aerts, Evelien Bosmans, Titus De Voogdt, Gill Eeckelaert, Jan Hammenecker u.a.
Regie: Jonas Govaerts
Drehbuch: Jonas Govaerts, Roel Mondelaers
Kamera: Nicolas Karakatsanis
Bildschnitt: Maarten Janssens
Musik: Steve Moore
Belgien / 2014
84 Minuten