MAN UP – Bundesstart 30.07.2015
Nancy ist 34, und alleinstehend. Bekanntschaften zu schließen fällt ihr schwer. Überhaupt sind Beziehungen keine Komfortzone für Nancy. Was Hand in Hand geht mit ihrer leichten Frustration, ausgelöst durch ihre Beziehungslosigkeit. Jetzt ist Lake Bell nicht die klassische Schönheit für das typisch kommerzielle Kino, was sich aber auch für den Stil des Filmes bezahlt macht. Spätestens mit ES IST KOMPLIZIERT müsste der Knoten für mehr Hauptrollen und größere Filme platzen. Lake Bell macht diese romantische Komödie zu dem was sie auch ist, nämlich ein nicht abreißender Strom von erheiternder Ehrlich- und Glaubwürdigkeit. Die Chemie zwischen ihr und Simon Pegg stimmt auf den Punkt. Pegg selbst füllt seine Figuren in den meisten Filmen perfekt aus, ist stets der heitere Sunnyboy mit viel Sympathie. Aber so sehr diese Chemie auch stimmen mag, geht die Energie eindeutig von Bell aus, der man nicht nur jede Dialogzeile abkauft, sondern die spürbar den Film trägt.
Nach einem missglückten Verkupplungsversuch, kommt Nancy gelangweilt am Bahnhof an, wo Jack sie irrtümlich für sein Blind-Date hält. Eher aus Frust und gereizter Langeweile lässt sie sich auf die Verwechslung ein. Als Jack auch noch erwähnt zu wissen, dass sein Blind-Date 24 Jahre sei, er aber daran keinen Zweifel bei der 34 jährigen Nancy hegt, legt sie sich erst richtig ins Zeug. Mit den zu erwartenden Folgen, denn Nancy und Jack sind wie für einander bestimmt. Das sollte aber auch keinen Zuschauer überraschen, der sich für Filme mit so einer Prämisse entscheidet. Was Regisseur Ben Palmer allerdings aus dem hervorragenden Drehbuch von Tess Morris zaubert, das überrascht dann doch wieder. Immer wieder inszeniert er seine wundervollen Darsteller bis an den Rand des Möglichen, kurz bevor aus der Komödie selbstgefälliger Unfug würde. Aber auch das schafft der eigentlich TV-Regisseur Palmer nur mit seinem überzeugenden Ensemble. Allein mit Rory Kinnears Figur, ein schmachtender Verliebter aus Nancys Jugendjahren, hätte sehr viel kaputt gehen können.
Ganz großes Kino bieten die Dialoge, die oftmals extrem witzig sind, dann sich wieder verstohlen weise geben. Sie schöpfen aus dem Leben, aber auch aus den Ansprüchen eines Kinopublikums. ES IST KOMPLIZIERT ist kein unermüdliches Feuerwerk an Humor und Schenkelklopfern, sondern setzt seine Pointen, tja, sehr pointiert eben. Als Freund von romantischen Komödien spürt man sofort den Unterschied zwischen amerikanischen Produktionen und britischem Feinsinn. Auch wenn sich das Finale dann doch noch der typisch wohlgefälligen Inszenierung annähert, hält dieses Ende genug an Originalität bereit, um nicht zu enttäuschen. Bleibt nach einem hervorragenden Film nur noch die Frage, ob sich Lake Bell endlich bei den Großen ganz oben endlich für ein breiteres Publikum qualifizieren konnte.
Darsteller: Simon Pegg, Lake Bell, Olivia Williams, Rory Kinnear, Ophelia Lovibond, Henry Lloyd-Hughes u.a.
Regie: Ben Palmer
Drehbuch: Tess Morris
Kamera: Andrew Dunn
Bildschnitt: Paul Machliss
Musik: Dickon Hinchliffe
Produktionsdesign: Dick Lunn
Großbritannien – Frankreich / 2015
88 Minuten