LET’S BE COPS – Bundesstart 08.01.2015
Aufmerksame Fernsehfreunde werden bei der ersten Ankündigung von LET’S BE COPS staunend Hoppla gerufen haben. Wollen die Macher der Zooey Deschanel Serie NEW GIRL etwa das Kino erobern? Oder war es purer Zufall, dass zwei der fünf Hauptprotagonisten zusammen in einer albernen Komödie die führenden Positionen übernehmen? Natürlich nur Zufall. Jake Johnson und Damon Wayans Jr., kommen aus der Stand-Up-Comedy. Genau wie ihre Mitspieler Rob Riggle, Keegan-Michael Key und Jonathan Lajoie, womit man zumindest wieder bei einem Fünfergespann wäre. Wobei man in den ersten fünfzehn Minuten von LET’S BE COPS durchaus das Gefühl bekommt bei einer längeren Episode von NEW GIRL gelandet zu sein. Zwei Verlierer, die noch nichts im Leben erreicht haben. Der eine will es nicht wahrhaben, der andere kapituliert frustriert. Gegenseitiges Schulterklopfen, Trost spendende Worte, hier ein Witz, da ein Wortspiel. Das ist nicht unwitzig, mit seinen sympathischen Darstellern sogar hübsch anzuschauen, aber die Vorschau versprach da wesentlich mehr. Wenn zwei Anfangsdreißiger, die vom eigenen Leben enttäuscht sind, mit ausgeliehenen Polizeiuniformen alle Konventionen in den Rinnstein werfen, und richtig Gas geben können, dann hat das anarchisches Potential höchster Geschmacklosigkeitsstufe. Die Macher von NEW GIRL hätten das vielleicht sogar hinbekommen, aber die haben tatsächlich nichts mit dieser Produktion zu tun.
Ryan ist arbeitslos, und hängt dem Traum einer verpassten Profikarriere als Footballspieler nach. Justin wäre eigentlich gerne ein erfolgreicher Computerspiel-Entwickler, wenn ihn sein arroganter Chef nicht ständig zur Schreibkraft degradieren würde. Gehen sie in einen Club, fällt keiner von ihnen auf, selbst die Bedienung in ihrer Stammpizzeria nimmt kaum Notiz von ihnen. Wieder einmal hat Justin eine glücklose Präsentation hinter sich, für die er sich sogar zwei echte Polizeiuniformen ausgeliehen hat. Was sich gut trifft, denn Ryan wollte das Beide auf die am Abend anstehende Kostümparty als Bettlaken-Gespenst gehen. Peinlich berührt, schlägt Justin lieber die Polizeiuniformen vor. Aber auch hier treten die Verlierer ins Fettnäpfchen, weil sich die Kostümparty als Maskenball herausstellt. Erneut resignierend ziehen die beiden ab, beschließen auf ihrem Nachhauseweg die Rückkehr ins heimeliche Ohio, und haben nebenher eine Offenbarung. In Uniform werden sie wahrgenommen, respektvolle Blicke, anerkennendes Zunicken. Aus dem Zufall, wird berechnende Show. Umsonst in die Clubs, bei Straßenrazzien das Gras abgreifen, von Jungesellinnen-Abschieden abgeknutscht zu werden. Und sich sogar einmal mit den wirklich harten Jungs anlegen. Und genau da hätten Ryan und Justin aufhören sollen.
(-Spoiler-) Tatsächlich gibt es bei den zottigen Komödien so viele gute und schlechte Ableger, dass die Prämisse von LET’S BE COPS einfach zu den Guten zählen müsste. Doch Regisseur Luke Greenfield hat mit Co-Autor Nicholas Thomas einen kapitalen Fehler begangen, sie wollten unbedingt eine Geschichte erzählen. Und diese Geschichte kostet dem Film Kopf und Kragen. Die Abhandlung ist eine endlose Kette von ‚ Natürlich‘. Natürlich legen sich die Jungs mit den falschen Kerlen an. Natürlich sind sie Anfangs erfolgreich als Pseudo-Polizisten. Natürlich versagen sie in den dramaturgisch wichtigen Momenten. Natürlich betrifft es auch die heimliche Liebe von Justin. Natürlich werden Ryan und Justin über sich hinauswachsen. Der Handlungsverlauf ist geradezu peinlich einfach. So vorhersehbar, dass man unablässig hofft, in der nächsten Minute von einer brutalen Überraschung regelrecht überfahren zu werden. Um den Film noch die Krone des abgedroschenen Klischees aufzusetzen, ist sich Regisseur Greenfield nicht zu blöd, seine Underdog-Helden im Showdown gleich zweimal zu pathetischer Musik in Zeitlupe auf die Kamera zu laufen zu lassen.
Das Verkehrte an LET’S BE COPS sind keineswegs seine sympathischen Hauptdarsteller, oder die nicht wenigen zündenden Pointen. Sondern das man diesen die schwächsten aller stereotypen Charaktere und Handlungsverläufe gegenüber stellt. Absehbarer war in den letzten Jahren selten ein Film. Das er sich noch dazu derart auf seine unbedeutende Geschichte konzentriert, beraubt ihn um einiger von vielen möglichen Chancen, einmal wirklich deftig über die Stränge zu schlagen. Anarchie ist machbar, wo im Kino die Konsequenzen doch sowieso relativ sind. Jake Johnson und Damon Wayans Jr. sind ein exzellent eingespieltes Duo, das durchaus auch einen Film tragen kann, das durchaus in einer wesentlich freizügigeren, ausschweifenderen, losgelösteren, und unkonstruierteren Geschichte Erfolg haben kann. Zugegeben, dass man sich letztendlich doch amüsieren kann, und man bei den Hauptfiguren bleibt. Aber entscheidend ist, dass alles offen war, und nicht genutzt wurde. Und im Übrigen sind es eigentlich sechs Hauptprotagonisten bei NEW GIRL, aber bei näherem Nachdenken, hat auch das hat nicht den geringsten Einfluss auf irgendwas.
Darsteller: Jake Johnson, Damon Wayans Jr., Rob Riggle, Nina Dobrev, James D’Arcy u.a.
Regie: Luke Greenfield
Drehbuch: Luke Greenfield
Kamera: Daryn Okada
Bildschnitt: Bill Pankow, Jonathan Schwartz
Musik: Christophe Beck, Jake Monaco
Produktionsdesign: William Arnold
USA / 2014
104 Minuten