ALEXANDER AND THE TERRIBLE, HORRIBLE, NO GOOD, VERY BAD DAY – Bundesstart 09.04.2015
Die Coopers sind eine fast durchschnittliche Familie. Vater Ben ist der Hausmann, Mutter Kelly macht Karriere in einem Verlag, Bruder Anthony ist der Herzensbrecher der Schule, Schwester Emily gibt alles für die Schulaufführung von Peter Pan. Aber dann ist da Alexander, der Jüngste. Bei Alexander geht alles schief, was schief gehen kann. Er ist davon überzeugt, dass dies tatsächlich jeden Tag so ist. Was bleibt, ist sein unerschütterliches Vertrauen in den Tag, der ihm vollkommen wohlgesonnen sein wird. Diese Geschichte verkaufte sich seit 1972 millionenfach, und der Originaltitel wurde im englischen Sprachraum zum geflügelten Wort. Das erfolgreiche Kinderbuch wurde selbstredend schon einmal verfilmt, und auch für die Bühne unter Beteiligung von Alexander-Autorin Judith Viorst als Musical adaptiert. Als 20th Century Fox eine erneute Verfilmung plante, aber kalte Füße wegen des Budget bekam, sprang Walt Disney Pictures sofort auf den anfahrenden Zug auf. Das Ziel der Reise ist alles andere als vielversprechend.
Einen Tag vor seinem Geburtstag, glaubt Alexander den schlimmsten Tag seine Lebens zu erfahren. Umso eindringlicher er sich seinen Eltern oder Geschwistern mitteilen möchte, wie übel ihm die Welt eigentlich mitspielt, und wie traurig ihn das macht, desto mehr wird er ignoriert. In seiner Verzweiflung schenkt er sich um Mitternacht selbst ein Törtchen mit Kerze, und äußert beim Ausblasen einen nur allzu verständlichen Wunsch. Sollen doch alle anderen endlich einmal am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn einem überhaupt nichts gelingen mag. Und das Resultat ist eine zweite Filmhälfte, die auf den Rest der Familie eine absurde Anhäufung von Katastrophen niederprasseln lässt, die alles auf den Kopf stellen. Lediglich Alexander scheint an diesem Tag das Glück in jeder Hinsicht holt zu sein. Es ist auch diese zweite Filmehälfte, die mit der Kinderbuch-Vorlage nichts mehr zu tun hat. Was man mit gemischten Gefühlen betrachten kann. Sicherlich ist die Idee wahrlich nicht neu, wo ein Junge einen sonderlichen Wunsch auf mystische Weise erfüllt bekommt. Doch richtig umgesetzt, kann es eine sehr unterhaltsame, und auch originelle Geschichte erzählen.
Mit gerade 81 Minuten Laufzeit sind DIE COOPERS selbst für einen Familienfilm ein sehr kurzes Vergnügen. Sofern man von Vergnügen sprechen möchte. Denn der Film entwickelt nur bedingt eine unterhaltsame, allerdings kaum originelle Geschichte. Immer wieder gliedert sich die Struktur in drei Teile auf. Da ist der Kinderfilm, der sich auf Alexander konzentriert. Dann werden mit Anthony und Emily ein jugendliches Publikum bedient. Schließlich betritt man mit Ben und Kelly den Weg von elterlichen Problemen. Das diese drei Sichtweisen nicht wirklich zueinander finden, scheint leider schon selbstverständlich, weil sie sich jeweils zu stark auf sich selbst konzentrieren. Den Film allein aus dem Blickwinkel von Alexander zu erzählen wäre spannender, ehrlicher, und vielleicht sogar witziger geworden. Aber ein jugendliches Publikum bei einem Kinderfilm mit Problemen der Erwachsenen zu unterhalten, das kann eigentlich in seinem Verlauf nur zu einer verwaschenen Dramaturgie führen. So schwanken DIE COOPERS immer zwischen ihren zwanghaft dreigeteilten Ebenen hin und her, wo jede für sich auch einen nicht zu verleugnenden Unterhaltungswert hat. Aber sie finden nicht wirklich harmonisch zusammen, um die verschiedenen Altersgruppen in allen Teilen gleichberechtigt anzusprechen.
Durch seine differenzierende Struktur holpert das Vergnügen irgendwie unstet dahin. Ist der Film an manchen Stellen durchaus witzig und unterhaltsam, zeigt er allerdings kein stimmiges Gesamtbild. Oftmals ist der Ausgang einer Szene schon im Vorfeld abzusehen, und nicht wenige von den eingeführten Situationen lassen ihre Auflösung nur allzu leicht erahnen. Sei es Alexanders Geburtstagsfeier, die er absagen möchte, oder das vermasselte Job-Interview des Vaters. Selbst die Darsteller können sich ihrer gespielten Klischees nicht erwehren. Im Gesamten ist das Ensemble um Alexander-Mime Ed Oxenbould eigentlich ausgezeichnet, man könnte schon von tadellos reden, müssten sie nicht ständig gegen ihre stereotypen Figuren anspielen. Es gelingt bisweilen, wird in anderen Szenen aber dann wieder bewusst gemacht. Dazu tragen auch die zu aufdringlichen Moralansichten bei, die der Film unter sein Publikum streuen will. Ja, die Familie geht weit vor der zickigen Freundin, und auch, dass jeder schlechte Tage etwas Gute mit sich bringt. Es ist die Welt von Disney, wie man Disney als Klischee gerne zitiert.
Man kann den COOPERS einen angenehmen Unterhaltungswert nicht absprechen, der aber nur funktioniert, akzeptiert man seine Atmosphäre, die voll und ganz auf ein kindliches Publikum zugeschnitten ist. Obwohl die ganz offensichtliche Absicht eine andere war.
Darsteller: Steve Carell, Jennifer Garner, Ed Oxenbould, Dylan Minnette, Kerris Dorsey u.a.
Regie: Miguel Arteta
Drehbuch: Rob Lieber, nach Judith Viorst
Kamera: Terry Stacey
Bildschnitt: Pamela Martin
Musik: Christophe Beck
Produktionsdesign: Michael Corenblith
USA / 2014
81 Minuten