LA CASA DEL FIN DE LOS TIEMPOS – auf BluRay / DVD
Nach dreißig Jahren Gefängnis, kommt Dulce als alte Frau zurück in ihre langsam verfallende Kolonialvilla. Sie soll ihren Mann ermordet haben. Obwohl Dulce das Messer nie anfasste, waren ihre Fingerabdrücke darauf zu finden. Und auch Blut ihres Sohnes Leopoldo fand man, aber keine Leiche. In Rückblenden erzählt Drehbuchautor und Regisseur Alejandro Hidalgo, die schrecklichen und übernatürlichen Ereignisse im Haus, die zur Verhaftung von Dulce führten. Und Alejandro Hidalgo hat dabei nur von den besten Vorbildern gelernt. Das er dennoch das Grauen nicht neu erfindet, das ist allein über 100 Jahre Kinogeschichte geschuldet. Auch in diesem Genre hangelt man sich von Variation zu Variation, und HOUSE AT THE END OF TIME ist da keine Ausnahme. Aber eben die Mischung macht es, und mit der überrascht Alejandro Hidalgo dann doch.
Dulce ist unglücklich. Ihr Mann findet keine Arbeit, die Kinder hören nicht, und das Haus ein renovierungsbedürftiger Bau. Doch dann beginnen auch noch merkwürdige Vorkommnisse, Dulces Leben durcheinander zu bringen. Nicht erklärbare Geräusche und unheimliche Erscheinungen machen mehr und mehr das Leben im Haus zur Qual. Dulce ist eine resolute, fest im Leben stehende Frau, und so lässt sie sich zuerst nicht aus der Ruhe bringen. Doch als ihre beiden Kinder involviert werden, und einer von ihnen sogar eine sehr verstörenden Nachricht überbringt, ist es schon zu spät. Und genau genommen, ist dies erst der Anfang der Geschichte. Hidalgo schickt seine Zuschauer auf eine atemberaubende Achterbahnfahrt, wo ein Schreckensmoment den nächsten jagt. Zwischendrin gibt es erholsamen Momente, welche das Familienleben beleuchten, aber auch wieder weiter in die Geschichte einführen. Dann geht es aber schon wieder in die nächste Runde von Schocksequenzen. Im Heute erfährt Dulce unerwartete Hilfe des örtlichen Priesters, die tatsächlichen Ereignisse um ihre Familie aufzuklären.
Hält sich Alejandro noch in der ersten Hälfte an die Standards des aktuellen Kinos, immer unerwartet etwas mit einem kreischenden Toneffekt ins Bild springen zu lassen, schlägt die Handlung in der zweiten Hälfte einen wirklich überraschenden Haken. Denn scheinen die Schockeffekte zu Anfang eher beliebig inszeniert zu sein, bekommen sie in der zweiten Filmhälfte wirklich gut durchdachte Zusammenhänge, welche die Ereignisse nach und nach plausibel machen. Und dabei gelingt es dem Filmemacher sogar, innerhalb dieser Auflösung, noch einmal verschiedenen Geschehnissen eine überraschende Wendung zu verleihen. Es ist ein sehr cleveres Script, das wohl die wenigsten Genre-Freunde enttäuschen dürfte. Auch wenn sich Alejandro Hidalgo gefallen lassen muss, das einzelne Komponenten seiner Erzählung und deren Inszenierung wirklich nicht neu sind.
Ein nicht von der Hand zu weisendes Minus in HOUSE AT THE END OF TIME ist leider Ruddy Rodriguez‘ Makeup der gealterten Dulce. Man erkennt einfach zu offensichtlich die prothetischen Gesichtsteile, und auch deren Proportionen wechseln von Szene zu Szene. Dafür machen Cezary Jaworskis Bilder umso mehr Freude, wie er mit minimalster Beleuchtung, und sparsamen Effektlichtern eine sehr gute Atmosphäre schafft. Die geniale Idee, das Haus selbst als stark renovierungsbedürftig darzustellen, kommt der effektiven Stimmung dabei sehr entgegen. THE HOUSE AT THE END OF TIME brüstet sich als erster übernatürlicher Thriller aus Venezuela. Sollte das so sein, wird es ein eventuell nachfolgender Grusel-Thriller aus diesem Land sehr schwer haben, auf diesem Niveau mit zu halten. Denn dieses Niveau erreichen äußerst selten sogar erprobtere Filmländer, oder teurer produzierte Filme. Alejandro Hidalgo sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.
Darsteller: Ruddy Rodriguez, Gonzalo Cubero Rosmel Bustamante, Adriana Calzadilla, Simona, Chirinos, Alexander Da Silva u.a.
Regie & Drehbuch: Alejandro Hidalgo
Kamera: Cezary Jaworski
Bildschnitt: Miguel Àngel Garcia, Judilam Goncalves, Alejandro Hidalgo
Musik: Yoncarlos Medina
Produktionsdesign: Daniela Hinestroza
Venezuela / 2013
101 Minuten