STEPHEN KINGS A GOOD MARRIAGE – auf DVD und BluRay
Es ist immer eine Sache, wenn es um Verfilmungen von Stephen Kings Geschichten geht. Manchmal haben sie nichts mehr mit der ursprünglichen Geschichte zu tun, oftmals verfehlen sie den Kern der Handlung total, und dann gibt es ganz wenige, die nicht nur dem Buch gerecht werden, sondern richtig gute Filme geworden sind. 2010 erschien die vier Novellen umfassende Sammlung ‚Zwischen Nacht und Dunkel‘, unter anderem mit der Geschichte A GOOD MARRIAGE. Zuletzt hatte King mit FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE einen seiner Romane selbst für die Leinwand adaptiert. Warum der Schriftsteller sich ausgerechnet eine seiner leisen, eher unaufdringlichen Stories für die Rückkehr ins Kino entschied, dass weiß nur der Meister selbst. Aber das es dem Film gut getan hat, ist an vielen Stellen zu bemerken.
Darcy und Bob Anderson führen nach über 25 Jahren noch immer eine sehr gute Ehe. Die Kinder sind wohlgeraden und erwachsen, ihre Liebe zueinander ungebrochen. Als Bob allerdings wieder einmal auf Geschäftsreise ist, macht Darcy zufällig in der Garage eine erschütternde Entdeckung. Ihr Mann könnte ein schon lange gesuchter Serienmörder sein. Und ihre Nachforschungen scheinen das nur zu bestätigen. Als liebevoller und treusorgender Ehemann, merkt Bob am Telefon sehr schnell, dass Darcy sich eigenartig benimmt. Und er weiß weswegen.
A GOOD MARRIAGE ist nicht der groß angelegte Horrorfilm, und erst recht nicht ein episches Endzeitszenario. Es ist eher ein Kammerspiel. Und Regisseur Peter Askin führt sein Darsteller auch genau so durch das psychologische Labyrinth, durch welches er mit den Figuren auch seine Zuschauer schickt. Er weiß das er sich auf seine Hauptdarsteller verlassen kann, und gibt ihnen immer wieder den künstlerischen Freiraum, um eine unmögliche Situation möglich zu machen, weil sie dadurch den Grad an Realismus erreichen, der für die Geschichte von Nöten ist. Denn 25 Jahre Ehe wischt man nicht einfach beiseite. Obwohl mit vielerlei Möglichkeiten gespickt, auch grafisch den Horror in den Film einfließen zu lassen, nimmt Drehbuch und Regie gehörigen Abstand davon. Es ist der psychologische Horror, den A GOOD MARRIAGE verfolgt. Wie könnte eine Frau ihr Leben unverändert weiter führen, wenn sich ihr Mann unvermutet als sadistischer Mörder heraus stellt?
A GOOD MARRIAGE ist ein sehr langsamer Film. Er nähert sich seinen Figuren sehr genau an, dadurch werden sie sehr vertraut. Und wenn Darcy plötzlich mit einer schockierenden Erfahrung ihr Leben weiter leben muss, dann sind das eigentlich Nerven aufreibende Szenen, wie selbstverständlich die Beziehung von Darcy und Bob Bestand hält. Es war eben eine gute Ehe, und die Faszination in diesem Film geht davon aus, dass diese vergangenen 25 Jahre nicht einfach weggewischt werden können. Joan Allen ist einfach brillant als immer wieder mit sich hadernden Darcy. Sie kann ihre Gedankengänge und Gefühle nachvollziehbar machen, ohne auf Dialoge angewiesen zu sein. Und das ist bei dieser Thematik sehr komplex, dem der Film allerdings durchweg gerecht wird. Und Anthony LaPaglia hätte seinen durchweg verstörenden Charakter Bob nicht eindringlicher spielen können. LaPaglia war bisher für einen Film kaum besser besetzt. Als Bob ist er eben nicht das Gegengewicht zu Darcy, sondern bleibt mit ihr eine Einheit zusammengeschweißt durch eine mehr als 25 jährige Beziehung.
A GOOD MARRIAGE ist eine sehr gute Geschichte, die sehr gut umgesetzt wurde. Dennoch muss sich der Zuschauer bewusst werden, dass dies sehr viel mehr Charakterkino ist, als Horrorfilm. Genau diese verkehrten Erwartungen ließen A GOOD MARRIAGE gerade zu direkt auf den Weg zur DVD/BluRay-Auswertung marschieren. Zu Unrecht, weil es immer den Beigeschmack eines missratenen Filmes mit sich trägt. Wenn man seine Erwartungen mehr Richtung psychologischen Kammerspieles ausrichtet, wird aus A GOOD MARRIAGE ein sehr überzeugender Film. Stephen King kennt man als King of Horror, eine Marke die für eine Menge seiner Werke überhaupt nicht zutreffend ist. Diese Novelle gehört dazu. Vielleicht auch ein Grund warum King sich wieder für das Kino bemühte. Leider mit wenig Erfolg.
Darsteller: Joan Allen, Anthony LaPaglia, Stephen Lang, Cara Buono, Kristen Connolly, Theo Stockman, Mike O’Malley u.a.
Regie: Peter Askin
Drehbuch: Stephen King
Kamera: Frank G. DeMarco
Bildschnitt: Colleen Sharp
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Produktionsdesign: Sharon Lomofsky
USA / 2014
102 Minuten