THE FAULT IN OUR STARS – Bundesstart 12.06.2014
Da waren sicherlich einige Studiobosse sprachlos, selbst die bei Fox. Mit unglaublicher Präzision schoss FAULT IN OUR STARS zwischen Blockbustern wie MALEFICENT und X-MEN vorbei nach oben. Mit atemberaubenden 58 Millionen Dollar bestritt der Film allein sein Startwochenende, und das ohne 3D- oder Dolby-Atmos-Zuschläge. Fast 100 Millionen Dollar sind es eine Woche später. Einspielergebnisse wie die der hoch gehandelten Großprojekte werden FAULT IN OUR STARS gewiss verwehrt bleiben, doch als kleine Sensation darf man dies durchaus ansehen, dass sich Josh Boones erst zweiter Kinofilm in Höhen bewegt die gerade diese Art von Film äußerst selten erreicht. Doch das wirklich Besondere an der Nachricht ist, dass es dieser Film wirklich verdient hat. Hazel und Gus lernen sich bei einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten kennen. Sie wegen Schilddrüsenkrebs, er wegen eines Knochentumors. Doch das bringt beide nicht um ihren Witz, und ihre unkonventionelle Art mit ihrer Erkrankung umzugehen. Eine Beziehung scheint da nur allzu selbstverständlich. Eine Beziehung, die hilft, mit einigen medizinischen Rückschlägen, und persönlichen Enttäuschungen sehr leicht fertig zu werden. Doch es bleibt stets eine Beziehung auf Zeit.
FAULT IN OUR STARS ist ein rundherum gelungener Film der mit herausragenden Darstellern, einer ungewöhnlichen Inszenierung, und seiner ansprechenden Geschichte überzeugt. Obwohl Shailene Woodley nicht die erste Wahl des Regisseurs war, hat sie ihn zum Glück eines Besseren belehren können. Um das Ganze noch abzurunden, drängte Woodley ihren Filmbruder aus DIVERGENT, Ansel Elgort, zum Vorsprechen. Das Ergebnis kann man nun bewundern, mit einer der stimmigsten Filmpaarungen im augenblicklichen Kino. Nicht nur Woodleys, sowie Elgorts Natürlichkeit sind ein Phänomen, sondern auch ihre Chemie. Urgesteine wie Laura Dern und Willem Dafoe werden hier geschickt zurück genommen, ohne allerdings zur Staffage zu verkommen. Regisseur Boone weiß dabei genau, wie er die Gewichtung für seine Figuren und deren Dialoge legen muss. Und die Dialoge bilden die Essenz des Filmes.
Romanautor John Green war bei den Dreharbeiten dabei, um eventuell helfend zur Seite zu stehen. Denn er hatte bisweilen sehr trickreiche Dialogsequenzen ersonnen. Aber diese Dialoge beherrscht der Film ganz ausgezeichnet, vor allen Dingen in der Ausgewogenheit zur szenischen Inszenierung. Schließlich definieren sich die Charaktere durch ihre Gespräche, die nicht etwa die Handlung voran bringen, sondern lassen den Zuschauer tiefer und tiefer in das Seelenleben von Hazel und Gus eintauchen. Aber es sind keine krampfhaften Plattitüden über Angst, Schmerz, oder Zuneigung, sondern intelligente, teilweise sehr komische Auseinandersetzungen, welche die Sorgen und Nöte der Figuren nur scheinbar oberflächlich behandeln. Tatsächlich lässt FAULT IN OUR STARS einen sehr tiefgründigen Blick auf vom Tod gekennzeichnete Menschen zu, ohne ins Sentimentale zu verfallen. Und hier spielt der Film seine letzte und beste Karte aus. Josh Boone inszeniert intensiv, verzichtet aber trotz unzähliger Möglichkeiten darauf die Tränendrüse zu provozieren. Tränen wird es geben, doch die sind nicht künstlich übersteigert inszeniert.
FAULT IN OUR STARS ist ein rundherum gelungener Film der mit herausragenden Darstellern, einer ungewöhnlichen Inszenierung, und seiner ansprechenden Geschichte überzeugt. Und trotz des heiklen, und stets traurigen Themas, bereitet er genau aus diesem Grund sehr viel Freunde. Technisch tadellos, künstlerisch überzeugend, inszenatorisch perfekt. Nicht nur aus finanzieller Sicht hat THE FAULT IN OUR STARS die Messlatte für Dramen sehr hoch gelegt, sondern mit seinem unbeschwerten Stil diesem Genre auch nicht neue, dafür wiederbelebende Impulse verliehen.
Darsteller: Shailene Woodley, Ansel Elgort, Nat Wolff, Laura Dern, Sam Trammell, Willem Dafoe, Lotte Verbeek, Ana Dela Cruz u.v.a.
Regie: Josh Boone
Drehbuch: Scott Neustadter, Miachel H. Weber, nach dem Roman von John Green
Kamera: Ben Richardson
Bildschnitt: Robb Sullivan
Musik: Mike Mogis, Nate Walcott
Produktionsdesign: Molly Hughes
USA / 2014
125 Minuten