WALK OF SHAME – Bundesstart 26.06.2014
Jung, gutaussehend, und erfolgreich. Meghan Miles ist beim Sender KZLA auf der Überholspur. Der Chefsprecher bei den Nachrichten, neudeutsch auch Anchor genannt, soll neu besetzt werden. Doch unerwartet wird sie von einer Mitbewerberin ausgebremst. Zudem ist der langjährige Freund ausgezogen, gleich mit dem gesamten Hausrat. Da kommt das Angebot ihrer beiden Freundinnen gerade recht, die Ampeln mit einer wilden Nacht wieder auf Grün zu stellen. Und damit ist das Warten vorbei, um Elizabeth Banks bei ihrer ersten größeren One-Woman-Show beobachten zu können. Das Ergebnis ist leidlich befriedigend. Zum einen will der Film zu verbissen von der Welle abgreifen, die BRAUTALARM ausgelöst hat, und zum anderen versteift sich sein Marketing auch noch zu sehr auf einen Vergleich mit dem eben erwähnten vor drei Jahren eingeschlagenen Gegenstück zu HANGOVER. Dabei könnte MÄDELSABEND ein passabler Film sein, der auf Vergleiche und Sahne abschöpfen nicht angewiesen ist.
Man muss zuerst anerkennen, dass Elizabeth Banks einen Film mit dem kleinen Finger tragen kann. Nicht einfach nur ihre optische Gestalt, sondern ihre einnehmende Präsenz, machen sie zum idealen Sympathieträger. Das hat Steven Brill gut erkannt, der aus der Apatow-Schmiede ein sehr gutes Gespür für Geschichten entwickelte, welche über reine Charakterstrukturen funktionierten. Und Elizabeth Bank in einem Kleid von Designer Yigal Azrouël lässt alle Interpretationen offen. Daraus zieht der Film sein eigentliches Potential. Denn die dem Alkohol nicht abgeneigte Meghan Miles, hat auf ihrer vorgegebenen Odyssee durch das erwachende Los Angeles einige Promille inne, aber immer noch die Kontrolle über ihr Schicksal. Das ist zum Teil sehr witzig, sehr originell, aber auch sehr absehbar. Denn scheint ein Ziel erreicht, liegt das nächste, wenngleich unwahrscheinliche Hindernis direkt im Weg. Die Sequenz im Crackhouse, und die ständigen Äußerungen über eine durch die Straßen marodierenden Prostituierten, welche durch das auffällige Kleid assoziiert werden, zählen dabei zu den amüsantesten Teilen. Aber die letzte Konsequenz, für eine durchweg anzüglichen Komödie meidet Brill mit seinem Drehbuch dann doch, und schaltet nach derben Dialogen dann doch lieber wieder zu biederem Slapstick.
Eine im Grunde gelungene, wenn auch nicht besondere Komödie, die sich den Spaß selbst verdirbt, weil sie vorgeben möchte, viel mehr zu sein. Und wieder einmal ist der deutsche Titel nicht im geringsten behilflich, weil er etwas ganz anderes verspricht. Eine bestens agierende Banks, eine Hand voll zündender Gags, ansonsten absehbare Entwicklungen. Und doch gibt es wesentlich schlechtere Filme, die sich Komödie nennen. Eine rigorosere Form in der Handlung hätte MÄDELSABEND durchaus auf eine Ebene mit BRAUTALARM bringen können, auch wenn Vergleiche nach eigenen Worten unnötig sind. Je deftiger der Humor, desto leichter springen doch auch die Herren der Schöpfung auf einen Mädelsfilm an. Er ist sowieso nicht so weich gespült, dass gesittete Seelen ihren Spaß daran hätten. So ist manchmal mehr tatsächlich auch mehr.
Darsteller: Elizabeth Banks, James Marsden, Gillian Jacobs, Sarah Wright Olsen, Ethan Suplee, Bill Burr, Ken Davitian, Lawrence Gilliard Jr. u.a.
Regie & Drehbuch: Steven Brill
Kamera: Jonathan Brown
Bildschnitt: Patrick J. Don Vito
Musik: John Debney
Produktionsdesign: Perry Andelin Blake
USA / 2014
95 Minuten