BAGGAGE CLAIM – Bundesstart 15.05.2014
Montana Moore ist die letzte, und mittlerweile auch älteste Frau in der Familie, die noch nicht verheiratet ist oder war. Selbst ihre Mutter ist bereits beim fünften Angetrauten angekommen. Was also stimmt mit der überaus attraktiven, aber auch intelligenten Montana nicht? Dies ist weniger das Thema, als der Umstand selbst, dieser Situation der partnerschaftlichen Einsamkeit zu entfliehen. David E. Talberts künstlerischer Alleingang, von Produzent über Drehbuch bis hin zum Regisseur, ist eine sehr gefällige Komödie. Heißt, sie will jedem gefallen, und geht dabei auch keine Risiken ein. Sehr gut aussehende Darsteller bewegen sich in einer sehr gut aussehenden Umgebung, um in sehr gewohnten Terrain auch sehr gewohnte Alltagsleiden zu durchleben. Montana Moore, von der hinreißenden Paula Patton mit sehr viel Charme und noch mehr Engagement gespielt, ist eine Figur, die man ständig in den Arm nehmen möchte, weil sie ohne eigenes Verschulden nur angegangen wird. Und sie wird angegangen, ohne sich angemessen revanchieren zu können. Und das kann mitunter aus einem gefälligen Film ein Ärgernis machen.
Montana Moore ist eine selbstbewusste, alleinstehende Frau, die sich durchaus nach dem Richtigen sehnt, aber immer wieder scheitert. Das ruft einen aberwitzigen, dennoch plausiblen Plan hervor. Und was Talbert als Geschichtenerfinder und -erzähler in dieser Richtung bereit hält, ist tatsächlich neu und entbehrt nicht einer gewissen Finesse. Montana soll, so schlägt eine gute Freundin vor, ihren ehemaligen Liebhabern noch einmal ‚zufällig‘ über den Weg laufen, um festzustellen, woran die Beziehungen tatsächlich krankten, und dies zu ihrem eigentlichen Vorteil nutzen. Die gute Montana kann auf der einen Seite beruhigt feststellen, dass sie nicht für das Scheitern diverser Liebschaften verantwortlich war, doch muss sie auf der anderen Seite all die Schrecken noch einmal erleiden. Doch wider Erwarten bringt genau diese Erkenntnis Montana ihrem wirklichen Glück immer einen Schritt näher.
Der Weg über die ehemaligen Beziehungen ist clever, und verspricht auch viel Spaß. Letztendlich befindet sich der Zuschauer auch in einer romantischen Komödie, und in der darf man auch charmante Unterhaltung mit humoristischen Höhepunkte erwarten. David E. Talbert kann aus der romantischen Komödie allerdings nur die Romanze für sich extrahieren, und kann der Geschichte sehr wenig Komödie hinzu fügen. Spätestens wenn sich Montana bei einem ihrer Abenteuer in einem Abfalleimer verstecken muss, weiß der versierte Zuschauer, dass der Film in Sachen Humor auf der Stelle treten wird. Was er leider auch unentwegt zur Schau stellt. Sehr viele sympathische Darsteller, mit ihren bekannten Charakterzeichnungen, in einer originellen Grundprämisse, machen noch lange keinen guten Film. Wobei auch dies dem Film nicht gerecht wird. Denn LIEBE IM GEBÄCK ist kein langweiliger Film. Allerdings ist er auch kein besonders gelungener Film. Er ist gefällig, und das macht ihn zu einem sehr unscheinbaren Stück Unterhaltung, weil er in keinen seiner kreativen und technischen Bereiche etwas auffälliges vollbringt.
Eine wunderbare Grundidee wurde zu Gunsten des wohlmeinenden Publikums verschenkt, in dem diese Idee nicht nach ihren Möglichkeiten ausgearbeitet, sondern nach den Maßstäben eines demographischen Prinzips umgesetzt wurde. Es wäre also alles da gewesen, von den vielen schönen Menschen, zu ihren schönen Lebensstandards, und von handwerklich geschickten Technikern, zu handwerklich geschickten Künstlern. Hätte David E. Talbert nur den Mut besessen, alles in vollem Umfang zu nutzen, aber auch einmal auszureizen. Und die Komödie hätte er für diese romantische Komödie noch einfließen lassen können.
Darsteller: Paula Patton, Derek Luke, Taye Diggs, Boris Kodjoe, Trey Songz, Jill Scott, Djimon Hounsou, Jenifer Lewis, Adam Brody u.a.
Regie & Drehbuch: David E. Talbert
Kamera: Anastas N. Michos
Bildschnitt: Troy Takaki
Musik: Aaron Zigman
Produktionsdesign: Dina Lipton
USA / 2013
96 Minuten