HORRIBLE BOSSES 2 – Bundesstart 20.11.2014
Besprechung zu Teil Eins, hier klicken
Endlich der eigene Chef. Nick, Kurt und Dale haben sich befreit. Ein Chef tot, der andere im Gefängnis, die nächste aus dem Leben. Und damit ihnen das nicht noch einmal geschieht, gründen sie einfach eine eigene Firma, mit dem Namen ihrer eigenen Vornamen, was sich schnell ausgesprochen irgendwie nach Niggertale anhört, und weniger verkaufsfördernd sein könnte. Die erste Sequenz spielt gleich in einem Fernsehstudio, wo die Drei ihr Start-Up vorstellen dürfen. Natürlich endet die Sendung mit grotesken Peinlichkeiten, der geneigte Zuschauer weiß also, dass der zweite Film halten wird, was der erste Teil versprochen hat. Und die Quereinsteiger wissen umgehend, was sie erwarten dürfen. Seth Gordon hat die Regie an Sean Anders abgegeben, doch am Ton hat sich nicht viel verändert. Vielleicht das er etwas rauer geworden ist. Sean Anders hat mit Sudeikis und Aniston zuvor WE’RE THE MILLERS gedreht, und diese daraus resultierende Vertrautheit kann gerade bei einer Komödie ungemein helfen. Besonders bei einer Raunchy-Comedy, für die es leider noch keinen angemessenen deutschen Ausdruck gibt. Eine anzügliche Komödie vielleicht, wobei für HORRIBLE BOSSES 2 das Wort vulgär angebrachter wäre.
Nach einem Gespräch mit Burt Hanson, dem Besitzer des größten Online-Handels Nordamerikas, gehen Nick, Kurt, und Dale mit ihrem selbst erfundenen Duschkopf in Produktion. Doch die endgültige Lieferung von ausgehandelten 100.000 Duschkopf-Exemplaren lehnt Burt Hanson mit einem Lächeln ab. Die finanzierende Bank wartet schon auf die ersten Rückzahlungen der drei Jungunternehmer, das Geschäft wird also bankrott gehen, und Hanson wird die Duschköpfe um ein vielfaches billiger aus der Konkursmasse erwerben. Gleich in der ersten Viertelstunde tut sich die größte Schwachstelle in der Geschichte von HORRIBLE BOSSES auf. Es ist sehr unglaubwürdig, wie blauäugig Nick, Kurt und Dale an die Produktion gehen, ohne jede Art von Absicherung von Seiten Hansons. Dieser Punkt hat eher den naiven Charme einer Sechzigerjahre Komödie, und längst nicht mehr zeitgemäß. Doch von hier aus, geht es nur noch Berg auf. Die geprellten Unternehmen müssen sich 500.000 Dollar besorgen, und die wollen sie sich bei dem holen, der für ihr Schlamassel verantwortlich ist. Sie planen Hansons Sohn Rex zu entführen, und dieser Plan ist perfekt. Nur die Umsetzung ist eine einzige Katastrophe.
Jason Bateman als besonnener, aber genervter Nick. Jason Sudeikis als unsensibler, ebenso unkonzentrierter Kurt. Und Charlie Day als vertrottelter, extrem naiver Dale. Es ist ein Traumgespann, das sich nicht etwa die Klinke in die Hand drückt, sondern als geschlossene Einheit funktioniert. Und diese Einheit funktioniert wie ein Uhrwerk. Hat das Drehbuch gerade mal keinen seiner vielen Schenkelklopfer oder unzähligen Feinsinnigkeiten bereit, sind die Interaktionen von Bateman, Sudeikis und Day schon allein sehenswert genug. Doch man muss diesen Humor mögen, was oftmals nicht einfach ist. Sehr direkt, sehr offen, oft unter der Gürtellinie, oft über der Ziellinie hinaus. Es ist pure Screwball, durchzogen mit allen Facetten von Humor, wirklich allen. Das hier ist keine leichte, verspielte Jennifer-Aniston-Komödie. Wobei genau diese Jennifer Aniston wieder am stärksten gegen ihr Image anspielt, erneut sehr zum Entsetzen eines unvorbereiteten Publikums. Und zum peinlich berührten Vergnügen der Fans von Teil Eins. Nach dieser, und ihrer Stripper-Rolle in WE’RE THE MILLERS kann Aniston endgültig ihr Süßes-Mädchen-Renomee verabschieden. Natürlich darf Kevin Spacey nicht fehlen, der seine wenigen kurzen Szenen, fast schon selbstverständlich, sehr einprägsam zu nutzen versteht. Während Chris Pine als Sohnemann Rex Hanson endlich einmal sehr überzeugend, sein volles komödiantischen Potential ausspielen darf, enttäuscht Christopher Waltz als fieser Unternehmer ein wenig, mit seinen für ihn schon typischen Versatzstücken in Spiel und Ausdrucksweise.
Sean Anders hat eine sehr gelungene Fortsetzung inszeniert, die ein klein wenig mehr Gas gibt, sich aber sehr homogen zu ihrer Vorlage verhält. Das Tempo ist stets angezogen, und HORRIBLE BOSSES 2 zeigt keine wirklichen Pausen. Schlag auf Schlag bedient er den Zuschauer mit grotesken Albernheiten, hintersinnigen Wortwitz, vulgären Ohrfeigen, und einer sehr gut durchdachten Handlung, wo auch einmal unbedeutende Kleinigkeiten, erst viel später einem höheren Zweck dienen. So etwas funktioniert natürlich nur mit einem herausragenden Ensemble, welches diese eigentlichen Unmöglichkeiten auch als real zu vermitteln versteht, ohne das es peinlich wird. Und HORRIBLE BOSSES 2 hat unzählige dieser möglichen Peinlichkeiten. Aber der Film hat eben genau die richtigen Darsteller, und einen Regisseur der mit diesen Darstellern und Unwegsamkeiten umzugehen versteht.
Darsteller: Jason Bateman, Charlie Day, Jason Sudeikis, Jennifer Aniston, Kevin Spacey, Chris Pine, Christoph Waltz, Kelly Stables und Jamie Foxx u.a.
Regie: Sean Anders
Drehbuch: Sean Anders, John Morris
Kamera: Julio Macat
Bildschnitt: Eric Kissack
Musik: Christopher Lennertz
Produktionsdesign: Clayton Hartley
USA / 2014
108 Minuten