NO GOOD DEED – Bundesstart 20.11.2014
Der sechsfache Mörder Colin Evans steht nach fünf Jahren Zuchthaus vor dem Bewährungsausschuss, der eine Bewährung allerdings ablehnt. Auf dem Rücktransport kann Colin seinen Wärtern eine Falle stellen, und entkommen. Nicht ohne seine wahres Wesen zu offenbaren. Denn der gutmütig, einfühlsam, schmeichelhaft wirkenden Mann, kann im Handumdrehen seine mörderische Art nach außen kehren. Und dass er dabei wirkliche Freude an seiner Rolle hatte, spürt man förmlich in Idris Albas beeindruckender Charakterisierung der Figur. Doch Alba ist nicht allein Darsteller, sondern er und Co-Darstellerin Taraji B. Henson haben sich gleich als Produzenten verdient gemacht. Ein Posten, dem sich Drehbuchautorin Aimee Lagos gleichfalls gestellt hat. Dieser Thriller ist also ein richtiges Familienprojekt, eine wahre Herzensangelegenheit.
Nach einem Unfall, flüchtet sich Colin zum Haus von Terry, die ausgerechnet an diesem Abend mit ihren beiden Kindern alleine ist. Ganz unaufdringlich bittet er um die Möglichkeit, einen Abschleppwagen rufen zu dürfen. Selbst als sie ihn nach langen Überlegungen ins Haus bittet, zeigt er sich eher überrascht und lehnt zuerst ab. Mit genau dieser Art, kommt er schließlich doch in Terrys Haus, und mit seinem einnehmenden Charme kann er auch die überraschend auftauchende Meg von sich überzeugen. Doch Terrys Freundin missinterpretiert die Beziehung der Beiden, und es beginnt ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel. Ein tödliches Spiel, dass sehr zum Gefallen des allgemeinen Zuschauers verfasst und inszeniert worden ist. Hat Sam Miller seine hauptsächlichen Arbeiten fürs Fernsehen gemacht, nutzt er mit zielsicherer Hand die Möglichkeiten des Kinos. Mit einer ungewöhnlich kurzen Laufzeit von nur 84 Minuten, zieht Miller die Zügel richtig an, und dies sorgt für ungemeine Spannung. Selbst in den Phasen, wo sich Terry und Colin langsam kennen lernen und annähern, hält sich die geladene Atmosphäre, weil der Regisseur nicht ausschweift, oder planlos schwadronieren lässt.
Sind zur Halbzeit erst einmal alle Unklarheiten aus der Welt geschafft, versteht es die Handlung trotz allem, den Spannungsbogen noch immer ein klein bisschen mehr zu spannen. Wenn Terry versucht gegen Colin anzukämpfen, oder ihn zu provozieren, weiß lediglich der Zuschauer und Colin selbst, wie nahe sich Terry damit an den Rand des Abgrundes drückt. Das sorgt für einige Ahhs und Ohhs im Publikum. Doch als sich im letzten Akt plötzlich eine grandiose Wendung offenbart, kann man an den Zuschauerreaktionen erst wirklich erkennen, dass dieser unglaublich fesselnde Thriller seine Absichten nicht verfehlt hat. Es wird genug Schlaumeier und Nörgel-Profis geben, die den Ausgang der Geschichte, ach, schon von Anfang an vermutet haben. Nicht nur, alles war doch so vorhersehbar. Man darf diesen sogenannten kritischen Stimmen kein Gehör schenken, weil es einem den Genuss dieses wunderbar knackigen und so effektiven Thrillers vermiesen könnte. Natürlich mag es Genre-Freunde geben, die gewiss Überlegungen in die Richtung der eigentlichen Auflösung gehabt haben mögen, aber so offensichtlich oder vorhersehbar ist KEINE GUTE TAT auf keinen Fall.
Mit einem sehr engagierten Team ist Sam Miller ein wirklich bodenständiger und überzeugender Thriller gelungen. Die Kameraarbeit von Michael Barrett ist keine Offenbarung, aber sie ist sehr effizient auf das Wesentliche konzentriert, während Randy Brickers und Jim Pages Schnitt alles in eine sehr straffe, und vor allem fließende Form gebracht haben. Taraji B. Henson rangiert unverständlicherweise bisher immer noch in der zweite Reihe von schwarzen Darstellerinnen, weil sie sich bisher mehr bei Ensemble-Filmen verdient gemacht hat. Leider ist KEINE GUTE TAT ist wie ein Empfehlungsschreiben, dass nicht wirklich konkret ist, weil ihre Rolle handlungs- und spannungsgegeben doch etwas herunter gebrochen werden musste. Doch was will man noch über Idris Alba sagen, was nicht schon Gutes über ihn gesagt worden ist? Der Mann ist einfach ein charismatisches Phänomen, das den sich plötzlich wandelnden Psychopathen beängstigend real macht. Nicht jeder aktuelle Thriller, kann das Genre neu erfinden, und KEINE GUTE TAT will das offensichtlich auch nicht. Dafür ist der Film in sich ein geschlossenes Werk, der überzeugt und kaum jemanden enttäuschen dürfte. Er hat sich auf seine Kernpunkte konzentriert, und diese exzellent ausgespielt. Das ist ein phantastisch unberechenbarer Charakter, ein angezogener Handlungsverlauf, und seine ausgefuchste Wendung. Sind Filme eine wirkliche Herzensangelegenheit, dann funktionieren sie auch.
Darsteller: Idris Elba, Taraji P. Henson, Leslie Bibb, Kate del Castillo, Henry Simmons, Mirage Moonschein, Kenny Alfonso, Dan Caudill u.a.
Regie: Sam Miller
Drehbuch: Aimee Lagos
Kamera: Michael Barrett
Bildschnitt: Randy Bricker, Jim Page
Musik: Paul Haslinger
Produktionsdesign: Chris Cornwell
USA / 2014
84 Minuten