NURSE 3D – ab 10. Oktober in Deutschland auf BluRay / DVD
In einem Film mit dem Hintergrund von NURSE, bedarf es unbedingt einer Darstellerin wie Paz de la Huerta, die keinerlei Probleme damit hat, sich ständig nackt durchs Bild zu rekeln. Seit sie das erste Mal einem weiteren Publikum aufgefallen war, hat man eher das Gefühl, sie hätte ein Problem, sich nicht ausziehen zu dürfen. Doch der Ansatz von NURSE ist eine bitterböse Satire. Und auch eine bitterböse Satire braucht etwas wie eine Leitfigur. Und eine Leitfigur muss einen ausgeprägten Charakter haben. Nun ist es so, dass Huerta wohl eine nicht zu verachtende Figur hat, die bei den einen Neid, und bei den anderen Erektionen hervor zu rufen versteht. Das ist bei einer Satire, wo es um betrügende Männer und Sex-Fantasien geht, ein sehr unterstützendes Mittel. Aber Huerta hat nicht das Gesicht, nicht das Charisma, und auch nicht das Talent, eine Satire funktionieren zu lassen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters, deswegen muss man sich hier vorsichtig ausdrücken. Ihre viel zu schmale und faltige Augenpartie, die schmale Nase, der überproportionierte Mund. Es macht sie einfach nicht attraktiv. Wobei man strikt zwischen Schönheit und Attraktivität unterscheiden muss. Jetzt kann man dagegen halten, dass gerade dieser Umstand die Satire erhöht, weil die Männer lediglich Huertas Körper wahrnehmen. Das wäre ein schöner Gedanke. Allerdings ist sie auch keine Schauspielerin. Wenn sie versucht mit verführerischem Tonfall zu überzeugen, ihrer Wut freien Lauf lässt, oder Verzweiflung zeigen möchte. Paz de la Huerta macht aus der schrägen Prämisse des Films, ein Parcours, bei dem man nur schnell zum nächsten Schauwert kommen möchte.
Die Krankenpflegerin Abby hat eine Mission. Sie möchte die Welt von all den Betrügern und Perversen befreien, welche in der Frauenwelt nur für Ärger sorgen. Das sie sich selbst als Objekt der Begierde einsetzt, um den männlichen Jagdtrieb anzustoßen, soll der witzige Wiederspruch in der Geschichte sein. Bestens mit medizinischen Kenntnissen vertraut, weiß Abby, wie man welche Gerätschaften und Arzneimittel am wirkungsvollsten einsetzt. Und dann tritt plötzlich die junge Danni in Abbys Leben, eine unerfahrene, naiv wirkende Pflegerin, die unbedingt Unterstützung durch Lebenserfahrung benötigt. So sieht es jedenfalls Abby, die sich so nebenher auch noch ein klein wenig in ihre neue Kollegin verguckt hat. Als hervorragende Taktikerin hätte die Psychopathin bald alles unter ihrer Kontrolle, doch Danni zeigt sich dann doch nicht so naiv, wie vermutet.
Eine überspitzte Satire, das ist immer noch der Ausgangspunkt. Allein die Uniformen der Krankenpflegerinnen lassen daran keinen Zweifel. Alles beginnt vielversprechend, lustig wird gemeuchelt, munter Intrigen gesponnen. Anfangs funktioniert die eigentlich Absicht ganz gut. Doch mehr und mehr in den Film hinein, wird aus dem überdrehten Treiben, ein mehr und mehr gewöhnlicher Thriller. Irgendwo in der Hälfte schwenkt Douglas Aarniokoskis Inszenierung zu alt bekannten Versatzstücken des Spannungskinos, und verliert das eigentliche Ziel vollkommen aus den Augen. Zum Ende hin, dreht er das ganze noch einmal in einen reinen Slasher-Modus, der nett anzusehen ist, aber jede Art von Humor oder hintergründigen Ansätzen vermissen lässt. Und hier offenbart sich neben der Fehlbesetzung von Paz de la Huerta, die zweite große Schwäche in dem Film, der soviel versprochen hat. Es geht um den reinen Blutgehalt. So gibt es einige für den Splatter-Fan sehr ansehnliche Momente, aber diese sind weit geringer gesät, als es dem Tenor des Films geschuldet ist. Zudem sind die Splatter-Szenen dann doch ohne wirkliche Überraschungen inszeniert.
Man kann über Gewalt im Kino philosophieren, wie und was man will, aber ein geneigtes Publikum ist nicht im Geringsten am philosophieren interessiert. Es will auf perfide Weise unterhalten und überrascht werden. Es möchte am liebsten alle paar Minuten laut in den Saal rufen, „WTF“. Es ist in Ansätzen zu erkennen, dass Douglas Aarniokoski mit NURSE genau dieses Ziel erreichen wollte. Aber aus Ansätzen allein ergibt sich kein wirklich gelungener Film. Und dann wird selbst aus der Freizügigkeit der Hauptdarstellerin ein sinnloses Unterfangen. Anstatt auf diese Attribute zu achten, hätte Aarniokoski mehr auf Charisma in der Besetzung achten müssen. Eigentlich ist alles vorhanden, doch so wirklich funktionieren will es nicht.
Darsteller: Paz de la Huerta, Katrina Bowden, Corbin Bleu, Martin Donovan, Judd Nelson, Kathleen Turner u.v.a.
Regie: Douglas Aarniokoski
Drehbuch: Douglas Arniokoski, David Loughery
Kamera: Boris Mojsovski
Bildschnitt: Andrew Coutts
Musik: Anton Sanko
Produktionsdesign: Alicia Keywan
USA / 2013
84 Minuten