IN FEAR – Bundesstart 03.04.2014
Noch frisch verliebt, möchten Lucy und Tom ihr erstes gemeinsames Wochenende in einem romantischen Hotel eröffnen, bevor es zu einem Musik-Festival weitergeht. Das Navigationsgerät ist ohne Empfang, doch der Weg zum Hotel ist bestens ausgeschildert. Über schmale Schotterwege führt sie ihr Ziel durch dichte Wälder im Hinterland. Bis sie die Beschilderung im Kreis zu schicken scheint. Aus anfänglicher Verwunderung, erwächst langsam Verzweiflung. In diesem Kino-Debüt von Jeremy Lovering wird der handelsübliche Stoff von Hinterwäldlern die Jugendliche terrorisieren, tatsächlich einmal raffiniert variiert. Zuerst nimmt er sich wirklich Zeit, lässt den Zuschauer die Charaktere kennen lernen. Das nimmt allerdings weniger Tempo aus dem Film, als man zuerst vermuten möchte, denn der Zuschauer ist natürlich durch das Genre bedingt, einen Schritt voraus. Der Zuschauer weiß bereits, dass sich das Pärchen in Schwierigkeiten befindet, wo die beiden noch eher scherzend versuchen, das Hotel im Labyrinth von Waldwegen zu finden. So beginnen im Publikum bereits die Spannungsmomente, während es gleichzeitig noch dabei ist, die ahnungslosen Charaktere kennen zu lernen.
Langsam führt Lovering den Zuschauer auf Augenhöhe mit Lucy und Tom. Was in diesen Wäldern passieren mag, ist nicht abzusehen. Ob die beiden von einem Einzeltäter zum Narren gehalten werden, oder eine ganze Gruppe dahinter steckt, ist unklar. Könnten sie es sogar mit übersinnlichen Kräften zu tun haben? Egal was Tom und Lucy auch versuchen, sie finden keinen Ausweg. Und verlassen sie einmal den Wagen, dann geschehen merkwürdige Dinge, die sie schnell wieder den Schutz des Autos suchen lassen. Irgendetwas ist dort draußen, dass ein böses Spiel mit ihnen treibt. Aus Verzweiflung wird langsam Angst. Soweit überzeugt Jeremy Lovering mit diesem Grusel-Reigen. Keine Menschen die sofort in Panik geraten, oder umgehend spüren, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Lovering zeigt eine reale Steigerung von Intensität und Spannung, was mit Alice Englert und Iain De Caestecker auch sehr glaubhaft auf den Zuschauer übertragen wird. Mag De Caestecker der häufiger gebuchte Darsteller sein, ist es dennoch GINGER & ROSA Star Alice Englert, die den Film anführt.
Es ist ein Film der leiseren Töne, der mit einem schleichenden Grusel sein Publikum im Griff hält. Gerade weil dies im Horror-Kino so selten geworden ist, gewinnt der Film dadurch an zusätzlicher Eindringlichkeit, was ihn mehr und mehr zum Thriller werden lässt. Und man erfährt endlich wieder einmal einen Film, wo die Kamera nicht hektisch auf der Schulter durch das Szenario stolpert. Allerdings hat Bildgestalter David Katznelson keine sehr schöne Lösung gefunden, das Wageninnere in der Dunkelheit auszuleuchten. Wahrscheinlich wollte er die normale Innenraumbeleuchtung simulieren, was allerdings wenig Sinn macht, wenn man versucht in der Dunkelheit den Weg zu finden. Eine subtilere Art, zum Beispiel von der Konsole her, wäre angebrachter gewesen, wenn schon der größte Teil von IN FEAR im Inneren des Autos spielt. Schließlich lässt Jeremy Lovering beim Finale viel Raum für Diskussionen und Spekulationen. Es ist kein Ende nach jedermanns Geschmack, doch es ist ein Ende, welches sich ebenso vom Thriller-Einerlei amerikanischer Produktionen abhebt. Jeremy Lovering hat gewusst was er beim Zuschauer erreichen wollte, und hat dies konsequent inszeniert. Offene Wunden und abgetrennte Gliedmaßen machen keine Angst, sondern erschrecken höchstens. Aber die Dunkelheit, … nachts in den Wälder …
Der Film wird kaum größer im Vertrieb sein, ein Kino zu finden könnte schwer werden. allerdings ist IN FEAR über Amazon UK schon auf DVD und BluRay zu erwerben.
Darsteller: Alice Englert, Iain De Caestecker, Alan Leech
Regie & Drehbuch: Jeremy Lovering
Kamera: David Katznelson
Bildschnitt: Jonathan Amos
Musik: Daniel Pemberton, Roly Porter
Produktionsdesign: Jeff Sherriff
Großbritannien / 2013
zirka 85 Minuten