STARRED UP – ab 28.10.2014 auf BluRay / DVD
Sein Familienname ist Love, etwas dass er selbst in seinen neunzehn Lebensjahren wahrscheinlich nie erfahren hat. Dafür ist Eric ein echter Aufsteiger. Starred Up ist ein Ausdruck für jemanden, der noch vor Vollendung seines einundzwanzigsten Geburtstag aus dem Jugendknast in die erste Liga abgeschoben wird. Und sehr schnell wird klar, was Eric mit Neunzehn bereits zu den Erwachsenen brachte. Sein aufbrausendes Temperament, gepaart mit unglaublicher Gewaltbereitschaft, hält nicht nur die Wärter in Atem, sondern bereitet einigen Mitgefangenen auch wortwörtliche Kopfschmerzen. Nur einer kann Eric einigermaßen in Zaum halten, und das ist sein Vater Neville, der zufällig im gleichen Block inhaftiert ist.
Für einen Drehbuch-Debütanten, hat Jonathan Asser ein erstaunlich überzeugendes und realistisches Script verfasst, welches nicht nur das Knast-Kolorit trefflich beschreibt, sondern auch seine Figuren zu keinem Zeitpunkt wegen eventueller Schauwerte vernachlässigt. Jonathan Asser hat auch ein Geheimnis für diesen beinharten Realismus, war er doch selbst als Aggressionstherapeut in einem Gefängnis tätig. Mit der Rolle des Oliver, die so feinfühlig und eindringlich von Rubert Friend verkörpert wird, hat sich Asser sozusagen selbst in den Film hineingeschrieben. Allerdings ohne seinen Einfluss, oder seine Wichtigkeit besonders heraus zu stellen. Typen wie Eric sind für ihn also keine aus Kreativität und Phantasie entstandenen Figuren. Genauso wenig, wie das Leben und die Hierarchien in einem Gefängnis. Für ein starkes Drehbuch, bedarf es natürlich auch starkes Team. Das besteht zum einen aus Regisseur David Mackenzie, und in weit eindringlicherem Maße aus Jack O’Connell als Jack.
Ein großes Aber, geht an die Geschichte selbst. Auch wenn Asser nie schlauer, oder raffinierter sein will als andere Knastfilme, kann man ihm das auf der einen Seite natürlich hoch anrechnen. Doch zeigt er auch keine Handlungsstränge, oder Figurenzeichnungen, die man nicht schon des Öfteren in ähnlichen Filmen gesehen hätte. Lediglich in dieser, von Mackenzie inszenierten Kombination, gibt es kaum Filme von gleicher Intensität. Trotzdem hält STARRED UP auch nicht die geringste Überraschung bereit. Ein brutaler, aber sehenswerter Film, der in jeder Szene alles an Möglichkeiten offen lässt, was die Spannung ungemein zu steigern versteht. Letztendlich hat man jedes einzelnen Fragment in irgend einer Form schon einmal erlebt. Bei STARRED UP ist es dann eben die Mischung, sowie seine brutale Wucht, die ihn über das bekannte Maß hebt. Mit dem Wermutstropfen, dass es die Macher gerade in den letzten zehn Minuten dann doch überspitzen. Denn sollte das möglich sein, was in diesen zehn Minuten geschieht, sollte man den Justizvollzug in Großbritannien gründlichst überdenken.
Darsteller: Jack O’Connell, Ben Mendelsohn, Rupert Friend, Frederick Schmidt, Raphael Sowole, Duncan Airlie James, Anthony Welsh, David Ajala, Darren Hart u.a.
Regie: David MacKenzie
Drehbuch: Jonathan Asser
Kamera: Michael McDonough
Bildschnitt: Jake Roberts, Nick Emerson
Produktionsdesign: Tom McCullagh
Großbritannien / 2013
106 Minuten