STAGE FRIGHT – Ab 24. Oktober auf BluRay / DVD
Kylie Swanson singt sich buchstäblich die Seele aus dem Leib. Nach einer grandiosen Aufführung des Musicals ‚The Haunting of the Opera‘, wird sie Opfer einer Messer-Attacke, die einiges vom Zuschauer abverlangt. Jahre vergehen. Der heruntergekommene Produzent Roger McCall hat Kylies Kinder, Camilla und Buddy, bei sich aufgenommen. McCall leidet ein Musical-Sommer-Camp, das jedes Jahr von singwütigen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen heimgesucht wird. Und in diesem Jahr plant McCall mit seinen Schützlingen eine Wiederaufführung von ‚Haunting of the Opera‘. Für Camilla steht schnell fest, dass sie sich die Hauptrolle ersingen muss, um das Trauma um den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten. Und für den Zuschauer steht schnell fest, das der geheimnisvolle Mörder nur darauf gewartet hat.
Nach den ersten fünf Minuten, und dem ersten gewaltsamen Mord, erlebt das Publikum eine weitere Überraschung. Bei der Ankunft im Musical-Camp präsentiert sich der Film als wirkliches Musical. Auf diese Art wurde der aktuelle Horrorfilm bis jetzt noch nicht persifliert. Die Texte sind wirklich schräg, auf alle Fälle sehr witzig, aber insgesamt ist diese Art der Inszenierung sehr gewöhnungsbedürftig, und dürfte nicht unbedingt jedem gefallen.
Nerven in anderen blutigen Streifen die immer wiederholten, vorhersehbaren Motive wegen ihrer Einfallslosigkeit, kann STAGE FRIGHT diese stereotypen Handlungsabläufe sehr gut für sich, und zur Freude des Zuschauers nutzen. Jerome Sable Inszenierung bietet immer wieder einen Verdächtigen an, der ein offensichtliches, oder noch nicht bekanntes Motiv haben könnte. Und wie es sich für das Sub-Genre gehört, ist selbstverständlich keiner der Kandidaten wirklich der Killer. Das Spiel mit den Klischees geht durchaus auf. Allerdings verliert sich Sable etwas in seinem Handlungsablauf, weil er die Musik und die daraus resultierenden Nummern einfach zu sehr in den Vordergrund stellt. Nach dem furiosen Auftakt dauert es geschlagene 35 Minuten, bis dem Slasher-Freund eine weitere extrem blutige Einlage geboten wird. Um dann noch einmal 20 Minuten auf die Folter gespannt zu werden, bis die Schlachterei in die Vollen geht. Doch ab hier geht Sable nicht mehr so ausgefallen und explizit zu Werke, und der Film verliert leicht seinen persiflierenden Charakter, weil der Regisseur dann doch mehr auf Thriller in der Inszenierung setzt.
Im Gesamten ist STAGE FRIGHT ein sehr unterhaltsamer, weil witziger Schocker. Jerome Sable, der auch selbst das Drehbuch verfasste und die Songs schrieb, zeigt sich als Bewunderer des Horrorfilms und der Musikszene. Wenngleich die Mischung zu sehr aus dem Gleichgewicht geraten ist. Erfreuen kann man sich zumindest durchweg an vielen kleinen Details. So die ganz kurze Szene des Jungen beim Bühnenbau, der nicht von ungefähr mit Frisur und Kleidung an CHAINSAW MASSACREs Leatherface erinnert, allerdings mit einer Kreissäge in der Hand. Oder der hilflose Dirigent, der von seinem Orchester missverstanden wird. Und natürlich die Besetzung von Meat Loaf als verschwitzt schleimiger Manager selbst. Da tut sich Hauptdarstellerin Allie MacDonald hart, gegen das Schwergewicht anzuspielen. So setzt der Regisseur mehr auf ihr zierlich hübsches Gesicht, und ihre große Unsicherheit im Charakter, was gelingt und überzeugt. So rettet sich STAGE FRIGHT immer wieder über mancherlei Schwächen, und kann sein Publikum bei Laune halten. Und vielleicht entdeckt der ein oder andere ja sein Faible für Musicals.
Darsteller: Allie MacDonald, Douglas Smith, Kent Nolan, Brandon Uranowitz, Ephraim Ellis, Melanie Leishman, mit Minnie Driver und Meat Loaf Aday u.v.a.
Drehbuch & Regie: Jerome Sable
Musical Songs: Jerome Sable, Eli Batalion
Kamera: Bruce Chun
Bildschnitt: Christopher Donaldson, Lisa Grootenboer, Nicholas Musurca
Produktionsdesign: Oleg M. Savytski
USA / 2014
89 Minuten