BRICK MANSIONS

BRICK MANSIONS – Bundesstart 05.06.2014

Brick-Mansion-2, Copyright Universum Film (UFA)Es muss möglich sein, ein Remake zu besprechen, ohne es dem Original gegenüber zu stellen. In der Regel. Doch bei BRICK MANSIONS ist das nicht möglich, der sich an einer Wiederholung des zehn Jahre zuvor gedrehten GHETTOGANGZ versucht. Erstaunlich daran ist, dass dieser letzte abgeschlossene Film von Paul Walker, keine amerikanische Produktion ist. Luc Besson hat erneut mit EuropaCorp produziert, und sein eigenes Drehbuch etwas modifiziert. Herausgekommen ist ein Film, den es einfach schon einmal gegeben hat. Zumindest von Handlungsablauf und Optik her. Denn war GHETTOGANGZ nur ein Vehikel für übersteigerte Action, das sich seiner Prämisse nach, einfach nicht so ernst nahm, gibt sich BRICK MANSIONS so verbissen seiner Geschichte hin, dass jede Andeutung von Humor sich selbst erstickt. Undercover-Polizist Damien Collier muss in einen mit einer hohen Mauer abgeriegelten Problemstadtteil einbrechen, der von Detroit hermetisch abgetrennt wurde. In dem Brick Mansions genannten gesetzesfreien Raum, ist dem Gangsterboss Tremaine Alexander ein nuklearer Sprengkopf in die Hände gefallen, und damit wäre das freie und im Glanz wiedererstrahlte Detroit erpressbar. Natürlich kann Collier diese Aufgabe nicht alleine stemmen, und braucht jemanden der sich innerhalb der Mauern auskennt.

In einer langen Einführung haben wir bereits Lino kennen gelernt, der Alexander Drogen im Wert von 20 Millionen Dollar gestohlen und vernichtet hat. Zum Dank entführt Alexander Linos ehemalige Freundin. Der Gesetzeshüter und der Ghettobewohner haben also ein gemeinsames Ziel. Aber ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Aus dieser Beziehung, hat GHETTOGANGZ neben der furiosen Action seinen größten Unterhaltungswert gewonnen. Das altbekannte Geplänkel zwischen zwei unterschiedlichen Charaktere, die tief in ihrem Herzen längst zusammen gefunden haben. Was mit David Belle und Cyril Raffaelli hervorragend funktionierte, wirkt zwischen David Belle und Paul Walker sehr aufgesetzt. Ja, richtig, David Belle spielt die Rolle des aufrechten Ganoven Lino auch in dieser Version. In fast identischen Sequenzen darf der Erfinder des Hindernislaufs Parkour, seine atemberaubende Kunst demonstrieren, alle Hindernisse zu überwinden, die eigentlich unüberwindbar sein sollten. Das gibt der Kamera Gelegenheit, Einstellungen länger zu halten, und Belles Akrobatik besser sehen zu können, weil die Action nicht durch schnellen Schnitt künstlich erzeugt werden muss. Das hebt auch die bewundernswerte Ästhetik von Parkour besonders hervor. Auch hier steht der Faktor Paul Walker dagegen, der mit eben erhöhter Schnittrate, oder leider offensichtlichen Stuntman, durch die Kampf-Sequenzen gebracht werden muss.

BRICK MANSIONS funktioniert als kleines Action-Abenteuer, dem man nicht viel an Gewicht beimessen darf. Nette Unterhaltung die in bestimmten Teilen tatsächlich furios inszeniert wurde. Aber das war GHETTOGANGZ durchweg. Unverständlich bleibt allerdings, warum der Film Stil und Optik eins zu eins von seinem Vorgänger übernimmt, und oftmals ganze Szenen in Aufbau und Ablauf kopiert. Noch kurioser sind die die Szenen, welche Besson überarbeitet hat, aber kein Sinn dahinter erkenntlich macht, warum diese umgeschrieben wurden. Das gipfelt in einem Finale, das bei einem Disney-Film in den Sechzigern selbstverständlich war, hier aber komplett gegen die beabsichtigte Atmosphäre von BRICK MANSIONS arbeitet. Man kann sich trösten, einen kleinen, schmutzigen Actioner gesehen zu haben, der wenigsten mit seinen Genre-Einlagen beste Kinounterhaltung zeigt. Das tat GHETTOGANGZ allerdings auch. Dafür aber wesentlich ehrlicher seinem Publikum gegenüber. Und die offensichtlichen Anleihen bei der KLAPPERSCHLANGE, sind sogar sehr originell.

Brick-Mansion-1, Copyright Universum Film (UFA)

Darsteller: Paul Walker, David Belle, RZA, Gouchy Boy, Catalina Denis, Ayisha Issa, Carlo Rota u.a.
Regie: Camille Delamarre
Drehbuch: Luc Besson, Bibi Naceri
Kamera: Christophe Collette
Bildschnitt: Carlo Rizzo, Arthur Tarnowski
Musik: Marc Belle, Trevor Morris
Produktionsdesign: Jean-Andre Carriere
Frankreich – Kanada / 2014
90 Minuten

Bildrechte: Universum Film (UFA)
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