THE HOST – Bundesstart 13.06.2013
Die Erde war ein sterbender Planet. Die Menschheit hätte ihn, und sich selbst, beinahe zu Grunde gerichtet. Doch dann kamen die Außerirdischen, die „Seelen“. Kleine, tentakelartige Leuchtwesen, die sich im Nacken ihrer menschlichen Wirte festsetzen. Nun ist aber das Problem, dass sich die „Seelen“ nicht nur des Körpers bemächtigen, sondern auch des Geistes. Es gibt keine Kriege mehr, Krankheiten sind ausgemerzt. Aber zu welchem Preis? Sogenannte Sucher-Einheiten der „Seelen“ sind auf der Jagd nach den letzten nicht infizierten Menschen. In Melanie Stryder findet die befehlshabende Sucherin einen der wenigen letzten Menschen, und impliziert in ihr die Seele, die sich Wanderer nennt. Doch Melanie ist, das dürfte keine Überraschung sein, anders. Sie ist stark und widerspenstig. Letztendlich gibt ihr Parasit nach, verbündet sich mit ihrem Wirt, und einer Gruppe resistenter Menschen. Nicht, ohne vorher durch eine harte Schule von Vorurteilen und Hass zu durchlaufen.
Es ist eine Geschichte die klar gegen Vorurteile und Hass votiert. Stephenie Meyer muss nicht die künstlerischste unter ihren Schriftstellerkollegen sein, aber sie gibt sich stets Mühe, ihre jugendlichen Leser mit neuen Gedankenspielen über die Welt, das Leben und den ganzen Rest, bei Laune zu halten. Themen und Gedankengänge, die nicht unbedingt noch für Erwachsene von Bedeutung sind. Wie zuvor die TWILIGHT-Saga, war auch THE HOST – SEELEN zweifellos als Fortsetzungs-Erfolg gedacht, um einen erneuten, unversiegbaren Geldhahn zu öffnen. Was immer den Erfolg von Stephenie Meyer in Romanformat begründet, kann Andrew Niccols Inszenierung von THE HOST – SEELEN jedenfalls nicht vermitteln. Das ist der Mann, der TRUMAN SHOW geschrieben, und bei GATTACA Regie und Drehbuch übernommen hat. Das ist der Mann, von dem man erwarten dürfte, dass er aus einer eher schlichten Geschichte, noch soviel Tiefgang und Feinsinn heraus kitzeln kann, dass man diese als Katalysator von zeitgeistigen Geschehen begreifen darf.
Die Geschichte ist allerdings zu simpel, voraussehbar und oftmals unlogisch. Aber weil Stephenie Meyer hauptsächlich für ein pubertierendes Publikum schreibt, darf eine kompliziertes Geflecht von Liebe und Leid nicht fehlen. Melanie findet beim Widerstand ihre große Liebe Jared wieder, der natürlich nicht weiß, dass ihr Geist noch im Körper existiert. Die außerirdische Wanderer, die die Kontrolle über den Körper behält, verliebt sich in Jareds Mitstreiter Ian. Wenn man sich mit diesem Szenario abfinden kann, sollte man dieses zumindest nicht tiefenpsychologisch betrachten. Zudem bedient sich die Inszenierung eines allzu einfachen Stilmittels, die Dualität der Beiden zu transportieren: Man hört die sich wehrende Stimme Melanies aus dem Off, während Wanderer laut sprechen muss, um mit ihrem Wirt zu kommunizieren. Das führt mitunter zu wirklich komischen Szenen, doch keine dieser Szenen ist wirklich komisch gedacht. So unterbricht Melanie des Öfteren das leidenschaftliche Geplänkel zwischen Wanderer und Ian mit, „hör auf damit, das ist falsch“. Dramatik will da keine aufkommen.
Wenngleich der erwachsene Zuschauer nicht viel mit der etwas naiven Nebenhandlung über Liebe und Vertrauen anzufangen weiß, dürfte ihn zumindest die Optik begeistern. Wie Slawomir Idziak für Niccols GATTACA, entwarf Roberto Schaefer mit extrem grafischen Motiven episch anmutende Bilder, die einen dezenten, nicht übertriebenen, dafür glaubhaften Hauch von Zukunft vermitteln. Die starken Kontraste und kräftigen Farben sind cineastischer Augenschmaus, der wunderbar mit den Szenen einhergeht. Die Vision hinter dieser entworfenen Zukunft sollte man hingegen nicht kritisch hinterfragen. Zu dem steht ja auch die Absehbarkeit der Geschichte und Trivialität in der Inszenierung einem vorbehaltlosen Filmgenuss im Weg. Saoirse Ronan hat sich längst als ernst zu nehmende Darstellerin etabliert, die noch sehr oft überraschen und begeistern wird. SEELEN wird nicht unbedingt in diese Kategorie fallen. Obwohl dieser von Andrew Niccol inszeniert und geschrieben wurde. Aber das waren IN TIME und S1MONE auch.
Darsteller: Saoirse Ronan, Max Irons, Diane Kruger, Jake Abel, William Hurt, Frances Fisher, Chandler Canterbury, Boyd Holbrook, Scott Lawrence u.a.
Regie & Drehbuch: Andrew Niccol, nach dem Roman von Stephenie Meyer
Kamera: Roberto Schaefer
Bildschnitt: Thomas J. Nordberg
Musik: Antonio Pinto
Produktionsdesign: Andy Nicholson
USA / 2013
zirka 124 Minuten