PARANOIA – Bundesstart 19.09.2013
Wie oft hat man es schon gesehen, und wie oft werden wir es noch sehen. Der einfache Tölpel, der von einem vermeintlich bösen Chef erpresst wird, einen unliebsamen Gegner zu unterwandern. Dieser wiederrum, stellt sich als kumpelhafter Typ mit Sympathie heraus. Zu allem Überfluss, hat sich der später zum Held heranreifende Tölpel kurz zuvor gerade in eine Frau verliebt, gegen deren Firma er vorgehen muss. Sehr spannend ist das Szenario bei PARANOIA wirklich nicht, weil es in keinem Moment überraschen kann. Wenn der übermotivierte Adam vom überheblichen Firmenboss Nicolas Wyatt auf die Straße gesetzt wird, um ihm kurz danach wieder gegenüberzusitzen, dann weiß man im Allgemeinen wie es kommen muss. Das der verhasste Gegner Jock Goddard auch noch von Harrison Ford verkörpert wird, macht Kommendes noch vorhersehbarer. Es geht um Technologie-Konzerne, und ihre neuen Smartphones. Es geht um die Vernetzung der Welt, und die Zukunft sozialer Netzwerke. Wenigstens hier wäre der Ansatz möglich gewesen, die altbekannte Geschichte mit einem innovativen Anstrich zu versehen. Am Ende steht dann aber doch nur das Wesen um Loyalität und Gerechtigkeit.
Durch die Bank, wurden bei PARANOIA alle Chancen vertan. Ein herausragendes Ensemble wird weit unter seinen Möglichkeiten eingesetzt, die Handlung weiß mit nichts zu überraschen, und die technischen Umsetzungen sind auf mittelmäßigen Niveau. Zumindest Bildgestalter Tattersall hätte seine hier konventionelle Kameraarbeit besser an den Rahmen der Geschichte anpassen können. Junkie XLs musikalischer Klangteppich hält den Film immer am Laufen, und vermittelt zumindest das Gefühl für Spannung. Doch zu oft erinnert der Soundtrack daran, dass Junkie XL wahrscheinlich gerne bei Cliff Martinez reinhört. Regisseur Robert Luketic streut dazu ungelenke Action-Sequenzen ein, die viel zu kurz und unspektakulär inszeniert sind, als das sie Eindruck machen würden.
Natürlich macht es Freude, Darstellern wie Ford, Oldman und Davidtz erleben zu dürfen. Selbst Hemsworth und Heard können sich behaupten, dazu bekommt man auch endlich wieder einmal Richard Dreyfuss zu sehen. Aber PARANOIA will zu sehr Thriller sein, als das er die Möglichkeiten mit diesem Ensemble für ein packendes Charakterstück nutzt. Aber als Thriller ist er eben viel zu abgedroschen und vorhersehbar um auch nur ansatzweise echte Spannung aufzubauen. Immer wieder muss man sich fragen, wie es bei zwei Multi-Milliarden-Konzernen möglich ist, dass sich das Setting wirklich auf fünf Personen reduzieren lässt. Es werden immer große Reden geschwungen, dass es um die Revolution in der Telekommunikation gehen würde. Das sich dies auf zwei Chefs, scheinbar ohne Vorstandvorsitzende, und einen frisch eingestellten Entwickler beschränkt, nimmt viel an Glaubwürdigkeit. Das der Film überhaupt nicht in der Lage ist, eine eventuelle Vision von tatsächlichem technologischem Fortschritt aufzuzeigen, macht das Szenario zusätzlich schwach. Viele gute Absichten, die irgendwo verpuffen, weil sie nicht durchdacht sind. Am Anfang von PARANOIA fragt der bürgerliche Vater seinen nach Macht strebenden Sohn, warum er das überhaupt mache, und der Sohn entgegnet barsch, dass er nicht so enden wolle wie sein Vater. Und wir wissen, welcher Dialog gegen Ende kommen wird. Wirklich schade.
Darsteller: Liam Hemsworth, Harrison Ford, Gary Oldman, Amber Heard, Embeth Davidtz, Julian McMahon, Richard Dreyfuss, Lucas Till u.a.
Regie: Robert Luketic
Drehbuch: Jason Dean Hall, Narry Levy
Kamera: David Tattersall
Bildschnitt: Dany Cooper
Musik: Junkie XL
Produktionsdesign: David Brisbin, Jason Loftus
USA / 2013
zirka 109 Minuten