Lee Daniels‘ THE BUTLER – Bundesstart 10.10.2013
Die Geschichte von Cecil Gaines, ist die Geschichte einer schweigenden, geduldigen Mehrheit in der afro-amerikanischen Bevölkerung. Nachdem er als kleiner Junge im Jahr 1926 mit ansehen musste, wie sein Vater aus reiner Willkür und ohne Konsequenzen von einem weißen Plantagenbesitzer erschossen wurde, fand Cecil seinen eigenen Weg, in dieser Welt zu überleben. Nach einer Ausbildung zum Butler, dient er einer weißen Gesellschaft, still und erduldend. Cecil ist in seiner Arbeit so gut, dass sogar das Weiße Haus auf ihn aufmerksam wird, und ihn 1957 dort anheuert. Still und erduldend, so vergehen Cecils Jahre von einem Präsidenten zum nächsten. Durch seine hoch geschätzten Dienste, kann Cecils Familie in Wohlstand leben. Doch da ist die Trunksucht seiner Frau, und das rebellische Verhalten seines Sohnes, der für die Gleichberechtigung der Schwarzen kämpfen will. Die Welt ist im Umbruch, aber Cecil will weiter den Prinzipien seines Berufes folgen. Nichts hören und nichts sehen. Und vor allem nichts sagen, selbst wenn ihn diverse Präsidenten immer wieder direkt auf die Situation in der schwarzen Bevölkerung ansprechen. So hat sich Cecil ein gutes Leben aufgebaut, und so soll es auch bleiben.
Lee Daniels hat einen wirklich eindringlichen Film gemacht, der allerdings keine wirkliche Struktur hat und daher sehr langatmig wirkt. Die Gegensätzlichkeit des Familienmenschen Cecil und dem Butler hat Daniels sehr einfühlsam und nachvollziehbar inszeniert. In Forest Whitaker hat der Film aber auch den perfekten Darsteller gefunden, der beide unterschiedlichen Seiten dieses Menschen herausragend verkörpert. Zudem gibt es einige sehr feinfühlige Szenen, in denen anhand der verschiedenen Präsidenten der Zustand des Landes gegenüber der schwarzen Bevölkerung demonstriert wird. Doch das ist alles sehr lose und die Szenenabfolgen machen einen willkürlichen Eindruck. Erst in der neunzigsten Minute bekommt der Film ein festes Gefüge und gewinnt an inhaltlicher Spannung. Wenn Cecils Sohn Louis immer wieder bei Demonstrationen und Aktionen verprügelt und verhaftet wird, steht dies im krassen Gegensatz zur Lebenseinstellung seines Vaters. Doch auch wenn der Film die Notwendigkeit der Bürgerrechtsbewegungen unterstreicht, weckt er durchaus auch Verständnis für Cecils passive Haltung. Vielleicht, hier legt sich Lee Daniels nicht fest, deutet die Möglichkeit aber an, vielleicht ist es aber auch die stark zurückgenommene Art des Butlers gewesen, die den jeweiligen Präsidenten immer wieder zum nachdenken und handeln anregte. Dieses Symbol für eine schweigende und duldende Mehrheit.
Technisch ist THE BUTLER ein tadelloser Film, der nach wesentlich mehr als seinen gerade einmal 30 Millionen Dollar aussieht. Doch bei der Auswahl der Darsteller hätte die Produktion etwas mehr Fingerspitzengefühl haben müssen. So schön es ist, all diese Namen im Ensemble zu finden, so wenig Sinn macht es in der Umsetzung. Robin Williams ist einfach kein Eisenhower, sondern eben Robin Williams. Und genauso verhält es sich mit John Cusacks Interpretation von Nixon, oder Marsdens Kennedy. Und genauso wenig überzeugend ist Oprah Winfrey, die zwar ihr Schauspieltalent unterstreichen kann, aber an der Seite von Whitaker als dessen Frau viel zu alt wirkt. Mag der BUTLER auch etwas unstrukturiert wirken, und mit einigen Längen kämpfen, ist er dennoch ein interessanter, vielleicht auch wichtiger Film. Auf alle Fälle versteht er es, einen neuen Blickwinkel für die noch lange nicht ausgestandene Rassenproblematik in Amerika zu finden.
Darsteller: Forest Whitaker, David Banner, Oprah Winfrey, Coleman Domingo, Robin Williams, James Marsden, John Cusack, Liev Schreiber, Alan Rickman, Vanessa Redgrave, James Pettyfer u.v.a.
Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Danny Strong, inspiriert von Wil Haygood
Kamera: Andrew Dunn
Bildschnitt: Brian A. Katz, Joe Klotz
Musik: Rodrigo Leão
Produktionsdesign: Tim Galvin
USA / 2013
zirka 123 Minuten