LAWLESS – deutsche DVD-Premiere 22.03.2013
Es ist das raffinierte Spiel mit den guten Bösen und den bösen Guten. So richtig tiefgründig hat das eigentlich seit Michael Manns HEAT nicht mehr funktioniert. Mit dem unvoreingenommenen Blick eines Kanadiers auf den mächtigen Nachbarn, hat John Hillcoat aus den Figuren von LAWLESS eine Parabel über jenes Land inszeniert, und das Spiel funktioniert hervorragend. LAWLESS hatte 2012 auf den Filmfestspielen in Cannes Premiere gefeiert, war drei Monate später in den US-amerikanischen Kinos gestartet, und war fürchterlich gefloppt. Gekostet hat LAWLESS nur 45 Millionen Dollar, das traurige Einspielergebnis lag gerade bei 53 Millionen Dollar weltweit. Unverständlicherweise hat der Film in Deutschland überhaupt keinen Verleiher gefunden, und seit dem 22. März 2013 kann man John Hillcoats Film wenigstens auf DVD/BluRay genießen.
Es ist die Geschichte der Brüder Bondurant, eine wahre Geschichte, begründet auf den Erlebnissen des Großvaters von Romanautor Matt Bondurant. 1931 sind die drei Brüder Forrest, Howard und Jack in Virginia während der Prohibition die besten Schwarzbrenner. Sie verdienen sich keine goldene Nase, ihr illegales Handeln sehen sie eher als Nachbarschaftshilfe. Doch als ein neuer Bezirksstaatsanwalt aus der Großstadt in das ländliche Franklin County berufen wird, ist es mit der unbehelligte Ruhe vorbei. Mit ihm kommt sein skrupelloser Stellvertreter Charlie Raks, sowie die Sitten der Großstadt. Die eigentlichen Gesetzeshüter bestehen auf ihren Anteil des illegalen Schnapshandels. Dies entfesselt eine Spirale der Gewalt, welche eine endgültige Konsequenz fordert.
John Hillcoat hat sich bei der Inszenierung voll auf seine Darsteller verlassen, und das zurecht. Benoit Delhommes bekanntlich sehr ruhigen, unverspielten Bilder schaffen hierfür eine perfekte Atmosphäre. Viele Szenenbilder hätte man aufblasen, oder dramatischer inszenieren können. Aber die Kamera bleibt in einem natürlichen Erzählstil und gibt somit den Darstellern und ihrem Spiel mehr Gewichtung. Und diese Darsteller sind durch die Bank wirklich ideal besetzt, wenngleich man Jessica Chastains Aussehen etwas stärker der Zeit angepasst haben sollte. Nur der Engländer Guy Pearce sticht mit einem wirklich schlechten Südstaatenakzent aus dem Ensemble. Dabei ist es erstaunlich, das Tom Hardy, Jason Clarke, sowie Mia Wasikowska mit ihren eigentlich australische Wurzeln einen sehr überzeugenden Akzent sprechen.
Die Grundidee von LAWLESS dürfte nicht die originellste sein, aber mit seinem weitgehend exzellenten Ensemble gelang John Hillcoat ein sehr intensives Drama, das ohne Spannungsverlust inszeniert ist. Warum dieser Film so stark am Publikum vorbei schoss, ist nicht nachvollziehbar. Allein mit Namen wie Chastain, LaBeouf, Oldman, Wasikowska und selbst den durch DARK KNIGHT RISES ins Gerede gekommenen Tom Hardy, hätten Cineasten und Gelegenheitskinogänger gleichermaßen Schlangen an den Kinokassen bilden müssen. Oder ist es dieser unverfälschte Blick, den John Hillcoat stets auf sein Nachbarland wirft, der für Irritationen sorgt? Schon THE ROAD, nach Cormac McCarthy, hat Zuschauer eher abgeschreckt, als fasziniert. Für LAWLESS findet dafür sich aber kein Grund. Der Trost auf DVD/BluRay ist nur ein schwacher, den man spürt in den Einstellungen, wo dieser Film eigentlich gesehen werden sollte.
Darsteller: Tom Hardy, Shia LaBeouf, Jason Clarke, Jessica Chastain, Mia Wasikowska, Dane DeHaan, Guy Pearce, Gary Oldman u.v.a.
Regie: John Hillcoat
Drehbuch: Nick Cave, nach der Novelle von Matt Bondurant
Kamera: Benoit Delhomme
Bildschnitt: Dylan Tichenor
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Produktionsdesign: Chris Kennedy
USA / 2012
zirka 114 Minuten