BROKEN CITY – Bundesstart 18.04.2013
Polizist Billy Taggart erschießt einen Mann. Nicht aus Notwehr, sondern weil der Tote die Schwester seiner Freundin vergewaltigt und umbracht hat. Bürgermeister Hostetler und Taggarts Vorgesetzter Fairbanks wollen Beweise für den Vorsatz der Tötung verschwinden lassen, wenn der Beschuldigte seinen Dienst quittiert, um unangenehme Nachfragen an die Obrigkeiten zu vermeiden. Sechs Jahre später ist Taggart als Privatdetektiv tätigt, als der Bürgermeister seine Hilfe ersucht. Es ist die heiße Phase des Wahlkampfes, und Hostetler könnte durchaus Gefahr laufen gegen den aufstrebenden Jack Valliant zu verlieren. Das die Frau des Amtierenden fremd geht, kann in Zeiten wie diesen, ganz schlechte Auswirkungen haben. Taggart soll herausfinden mit wem Hostetler betrogen wird. Doch Taggart findet bei seinen Untersuchungen mehr, als nur politisches Kalkül.
Viel Politik, viel Intrigen, und die Frage nach Integrität und Gerechtigkeit. Das Solo-Langfilmdebut eines der Hughes-Brothers auf dem Regiestuhl, könnte mit weniger Musikuntermalung und weniger knalligen Farben tatsächlich ein wenig an die Großstadt-Thriller Sidney Lumets erinnern. NIGHT FALLS OVER MANHATTEN oder PRINCE OF THE CITY fallen da ein, oder auch ein wenig von SERPICO. Doch diese Vergleiche sind nur oberflächlich betrachtet von Gültigkeit. Geht man bei BROKEN CITY etwas in die Tiefe, so fehlt dem Film die kalte Ehrlichkeit in der Handlung, wie in den Charakteren, die ständig ein zentraler Punkt in Lumets Filmen waren. Sei es in SERPICO der selbstverständliche Umgang der Polizisten mit der eigenen Korrumpierbarkeit. Oder der ständig hadernde Anwalt in VERDICT- DIE WAHRHEIT UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT, der nicht für seine Mandantin gewinnen muss, sondern für seinen Rest Würde.
BROKEN CITY möchte spürbar in diese Richtung. Er möchte dieser Großstadt-Thriller sein, der schonungslos und ehrlich, dafür aber mit kalter Effizienz erzählt. Doch Allen Hughs inszeniert dafür zu modern, zu geradlinig, und viel zu vordergründig. Das ist allerdings auch in weiten Teilen Brian Tuckers Drehbuch geschuldet, dessen einziger wirklich tiefgründiger, weil undurchschaubarer Charakter Carl Fairbanks ist, den Jeffrey Wright perfekt mit stoischer Kälte darstellt. Mark Wahlberg gibt einen zweifellos überzeugenden, durch die Jahre abgehärteten Detektiven. Doch seine Figur scheitert an seinen nicht vorhandenen Schuldgefühlen. Selbstjustiz sollte trotz einer vergewaltigten und getöteten Frau, ein die Figur begleitender Akt der Selbstreflexion bleiben. Doch während sich Wahlberg tapfer durch das Dickicht von Lügen und Täuschung kämpft, bleibt sein Billy Taggart stets im Hier und Jetzt. Seine Taten der Vergangenheit sind von keinerlei Bedeutung für sein Handeln, oder für den eigentlichen Verlauf der Geschichte. Dem ganz offensichtlich ganz durchsichtige Bürgermeister Hostetler ergeht es dabei nicht anders. Russell Crowe ist in Auftreten und Statur ein fabelhaft glaubwürdiger Bürgermeister des Molochs New York. Der sehr charismatische Figur fehlt aber jede Art von Tiefe und Komplexität.
BROKEN CITY kann einem Vergleich mit den unvergleichlichen Meisterwerken eines Sidney Lumets nicht standhalten. Aber BROKEN CITY ist ein dichter, gut gespielter und spannend inszenierter Thriller. Nein, kein außergewöhnliches Meisterwerk, doch ein sehenswerter Großstadt-Thriller, der den Meistern ihren annehmbaren und durchaus unterhaltsamen Tribut zollt. Unter den Umständen, dass es alle Nase lang Politthriller gibt, die weniger durchdacht und kaum spannend inszeniert sind, zeigt sich BROKEN CITY als ambitionierte Abwechslung, der man durchaus geneigt sein darf. Nicht jede wohlgemeinte Ambition wird zwangsläufig auch ansehnlich. Aber Allen Hughs Solo-Debut bei einem Langfilm ist ein zumindest spannender, und zugleich auch sehr unterhaltsamer Film gelungen, der durch charismatische Darsteller getragen wird. Ist das nicht schon mehr, als man vom größten Teil durchkalkulierter Großproduktionen sagen kann?
Darsteller: Mark Wahlberg, Russell Crowe, Jeffrey Wright, Alona Tal, Catherine Zeta-Jones, Barry Pepper, Natalie Martinez, Michael Beach u.v.a.
Regie: Allen Hughes
Drehbuch: Brian Tucker
Kamera: Ben Seresin
Bildschnitt: Cindy Mollo
Musik: Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne
Produktionsdesign: Tom Duffield
USA / 2013
zirka 109 Minuten