21 & OVER – Bundesstart 25.07.2013
Ein wichtiges Vorstellungsgespräch steht einer angemessenen Feier zu Jeff Changs einundzwanzigsten Geburtstag im Wege. Aber mit den Kumpels Miller und Casey sollte wenigstens ein schnelles Bier drin sein. Autoren und Regisseure von 21 & OVER sind die beiden Herren, die alle HANGOVER-Teile verfasst haben. Da lag es nahe, bei ihrem Regie-Debut im bewährten Terrain zu bleiben, und teilten sich sicherheitshalber gleich noch die Verantwortung bei der Inszenierung. Jeff Changs Vater ist ein herrischer Despot, der keinen Widerspruch duldet, und so ist das Vorstellungsgespräch entsprechend von ihm arrangiert worden. Also wirklich nur auf ein kurzes Bier. Wenn es jemanden überraschen sollte, was passieren wird, der muss das erste Mal im Kino sein.
Im Zuge all der Vulgär-Komödien, zu denen Hollywood nur noch fähig scheint, würde man gerne die Hände über den Kopf zusammen schlagen und schreien: „Nicht schon wieder.“ Und dann noch die Autoren von HANGOVER: „Muss das denn sein!?“ Nein, überhaupt nicht, aber man würde dem Film Unrecht tun. Denn wer gegen zottigen Humor und derbe Bilder nichts einzuwenden hat, der wird durchaus seine Freude an 21 & OVER haben. Mehr als das, stellenweise ist dabei sogar ein richtiger Schenkelklopfer gelungen. Wenn man gewillt ist erbrechende Menschen in Zeitlupe zu sehen, oder einen über die Schmerzgrenze langgezogenen Penis. Aber so einfach machen es Lucas und Moore ihrem Publikum und den Kritikern dann doch nicht, denn oftmals sind die Dialoge überraschend eindrucksvoll. Besonders die Wortgefechte zwischen Miles Teller und Skylar Astin sind derart auf den Punkt, und zudem extrem witzig, dass man glauben muss, Lucas und Moore hätten hier ihr ganzes Potential verschossen. Denn hier ist zu hören, was HANGOVER III vermissen ließ, der erst nach 21 & OVER geschrieben wurde.
Natürlich ist auch bei 21 & OVER der Hauch von HANGOVER zu spüren, allerdings finden sich auch leichte Anleihen an Scorseses AFTER HOURS. Es wird ein anzüglicher, manchmal geschmackloser, stets auf Vollgas laufender Trip durch die Nacht, der durchaus auch Spaß macht. Natürlich muss man diese Art von brachialem Humor mögen, aber bei welchem Genre ist das nicht der Fall. Nur mit den Figuren holpert es etwas. Ganz am Anfang tut sich Miles Teller als echter Unsympath hervor, doch das kann er recht schnell von sich weisen. Später ist es für kurze Zeit Justin Chon, der wie eine jugendliche Fassung von HANGOVERS Ken Jeong, schlichtweg nervt. Aber auch das lenkt Darsteller und Regie schnell wieder in sichere Bahnen. Nur beim letzten Akt, haben die Macher ihr eigentliches Konzept aus den Augen verloren. In den letzten fünfzehn Minuten verfällt der Film plötzlich in eine Klischee behaftete Hollywood-Formel, die überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Denn der aufpeitschende Fluss des Filmes wird damit einfach unterbrochen. Nichtsdestotrotz bleibt 21 & OVER in weiten Teilen keine Zeitverschwendung, es bleibt ein unterhaltsamer, wenngleich höchst unartiger Film.
Darsteller: Miles Teller, Skylar Astin, Justin Chon, Sarah Wright, Jonathan Keltz, Francois Chau u.a.
Regie & Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
Kamera: Terry Stacey
Bildschnitt: John Refoua
Musik: Lyle Workman
Produktionsdesign: Jerry Fleming
USA / 2012
zirka 93 Minuten