Nachtrag: Nach der Ausstrahlung von Episode 2, SICK wurde gewiss das die beim Teaser/Trailer gezeigten Ausschnitte nach Episode 1 nicht zur Episode SICK gehörten. Die jeweilgen Ausschnitte der bei WALKING DEAD gezeigten Vorschauen, sind demnach nicht der jeweils nachfolgenden Episode zuzuordnen.
Das Warten ist vorbei, und mit ihm die Sorge, THE WALKING DEAD könnte den Kopf verloren haben. Es ist allerdings nicht die Premierenfolge, sondern die Vorschau auf Episode 2, SICK, die dem geneigten Fan und Freund außergewöhnlicher Fernsehunterhaltung zeigt, dass er nicht mehr die Defizite der zweiten Staffel fürchten muss. Denn der Einstieg zu Staffel 3 mit SEED erweckt schnell den Eindruck, die Überlebenden um Deputy Sheriff Rick Grimes könnten wieder für eine komplette Staffel das Überleben der Menschheit an einem einzigen Set aussitzen.
Aber die erste Folge ist deswegen noch keine schlechte Folge. Einzigartig für eine Fernsehserie dürften wohl die ersten fünf Minuten sein, in denen es keinen Dialog gibt und kein einziges Wort gesprochen wird. Die Gruppe ist zu einer Einheit verschmolzen, die keiner Worte mehr bedarf. Der Winter war hart, und innerhalb eines Gefängnisses würde es sich gut aushalten lassen, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Außerdem steht Lori, eigentlich Ricks Frau, kurz vor der Niederkunft. Was den Puls in der Beziehung der Familie in die Höhe treibt, ist Ricks Wissen um die Vaterschaft des Babys, welche seinem ehemaligen besten Freund Shane zuzuschreiben ist, der wiederum nicht mehr unter den Lebenden weilt und auch als ‚Geher‘ nicht mehr in Erscheinung treten wird.
Der unter Nerds und Fans beliebte Charakter von Michonne erhält mit Danai Gurira endlich ein Gesicht. In SEED bekommt man einen ersten Eindruck, wie sie mit dem Umstand einer Untoten-Apokalypse umzugehen versteht. Ricks und Loris Sohn Carl ist an den Anforderungen gewachsen. Es ist einer dieser selten gewordenen WTF-Momente in der Serie, wie der noch nicht einmal jugendliche Carl wortwörtlich seinen Mann steht. Der Splatter-Faktor ist durch die Knappheit an Munition sehr hochgestellt. Wenngleich es schon ekelhaftere Anblicke bei WALKING DEAD gab, für Zartbesaitete ist auch SEED nicht im Geringsten leicht zu ertragen. Ist es in diesem Zusammenhang wirklich so gemein, auf den Tod eines Stammcharakters hinzuweisen? Ist es. Aber das macht richtigen Horror eben aus.
Wer bei der zweiten Staffel von WALKING DEAD nicht zu bluten aufgehört hat, der wird mit diesem Opener den Glauben an das Gute im Toten wiederfinden. Zweifellos ist WALKING DEAD eine der innovativsten Serien der letzten Jahre, mit Ausnahme von MAD MEN vielleicht, aber hat ganz neuen Grund betreten und ist seinem Ruf gerecht geworden. Die Schwächen der zweiten Staffel, die keinem Handlungsfortlauf diente, sondern nur der charakterlichen Entwicklung, scheinen die Macher verinnerlicht zu haben. Schließlich sind Robert Kirkman als Comic-Erfinder und Glen Mazzara als Produzent altgediente Comic-Con-Besucher, die den direkten Kontakt zu ihrem Zielpublikum nicht nur suchen, sondern deren Anliegen auch ernstnehmen.
THE WALKING DEAD bleibt eine der aufregendsten Serien der letzte Jahrzehnte. Extreme Budgetkürzungen haben der zweiten Staffel arg zugesetzt, die Spannung in der Serie riss dennoch nicht ab. Geneigte Zuschauer könnten in Anbetracht dessen sehr schnell sehr unangenehm werden. Entgegen aller Erwartungen blieb man der Serie treu. Ihr Potenzial war durch die Comic-Serie bekannt, aber auch beliebt. Der Beginn der dritten Staffel von WALKING DEAD hätte alle Erwartungen schnell ins Negative abgleiten lassen können. Aber die überraschenden AMC-Überflieger haben mit ihren Erfolgsserien MAD MEN und BREAKING BAD bisher alles richtig gemacht. Warum sollen sie nicht für WALKING DEAD einen gewissen Lernfaktor erreicht haben, um die Zombie-Apokalypse in die richtigen Blutbahnen zu lenken?
Team: Episode 1 SEED – Staffel 3
Darsteller: Andrew Lincoln, Sarah Wayne Collins, Norman Reedus, Chandler Riggs, Steven Yeun, Lauren Cohan, IronE Singleton, Scott Wilson, Melissa McBride, Emily Kinney, Danai Gurira, Laurie Holden u.a.
Regie: Ernest R. Dickerson
Drehbuch: Glen Mazzara
Kamera: Rohn Schmidt
Bildschnitt: Julius Ramsay
Musik: Bear McCreary
USA / 2012
jeweilige Episoden zirka 43 Minuten