Es ist die gleiche alte Geschichte. Mädchen trifft Jungen, Mädchen verliebt sich in Jungen, Mädchen verliert den Jungen. Und die andere alte Geschichte. Junge trifft Mädchen, Junge verliebt sich in Mädchen, Junge könnte Mädchen verlieren. Ach, man kennt sie alle. Beste Freunde fürs Leben werden auf eine harte Probe gestellt, doch wahre Freundschaft besiegt die schlimmsten Konflikte. Die alte Geschichte eben. In dem jüngsten Action-Ausflug vom McG sind sie alle da. Drei Jahre hat er gebraucht, sich von dem vom Publikum desaströs aufgenommenen „Terminator Salvation“ zu regenerieren. Und jetzt ist er mit dem zurück, worauf er sich wirklich versteht. Eine Geschichte, die sich nie ernster nimmt, als sie sein könnte, und jeder Menge bravourös inszenierter, überspitzter Action.
Dieser Film hat alles, was man haben muss, um einen perfekten ersten Kinoabend zusammen zu erleben. Date-Movie nennt sich das, und nach diesem Film steht dem Date eine rosige Zukunft bevor. Seit langem ist mit „This Means War“ endlich wieder ein Film gelungen, der nicht einfach nur Mädchen wie Jungs gleichermaßen anspricht, sondern mit seiner elektrisierenden Energie ohne Weiteres auch die demografisch unwichtigen Altersschichten anzusprechen versteht. Man hat einen mit guter Action gefüllten Agenten-Thriller, eine gehörige Portion romantische Komödie, wir haben den allseits bekannten, aber auch beliebten Buddy-Movie, und es gibt eine gute Prise Raunchy-Comedy. Aber vor allem bekommt der Zuschauer drei der attraktivsten Darsteller, die im Mainstream aktuell unterwegs sind.
Nicht ein Klischee wird ausgelassen, wenn sich die zwei Top-Agenten FDR (nicht erklärte Abkürzung für Franklin) und Tuck unabhängig voneinander in Lauren verlieben. Eigentlich würde jeder für den anderen sterben. Aber wegen eines osteuropäischen Gangsters eine Kugel für seinen besten Freund einzufangen ist einfach. Reese Witherspoon als Lebensgefährtin an den besten Freund zu verlieren, ist da aber eine ganz andere Sache. McG hat das Genre nicht neu erfunden, aber was er als Genre-Klischees von den Autoren hineinschreiben ließ, hat einfach Hand und Fuß. Jeder der beteiligten Initiatoren des Filmes hat sämtliche Versatzstücke verstanden, alle hier auch verarbeitet und exzellent umgesetzt. Und das in perfekt choreografierten Bildern innerhalb eines ultra-schicken Set-Designs, welches der überhöhten Inszenierung noch ein exquisites Krönchen aufsetzt.
Als versierter Zuschauer kann man McGs Action-Romantic-Spionage-Drama-Screwball-Thriller-Comedy tatsächlich einiges Neue abgewinnen. Und das, obwohl so mancher Handlungsteil vorhersehbar ist. Doch die leichtfüßige Regie hat genau das richtige Tempo und in der Geschichte das perfekte Augenmaß für die Wichtigkeit und Länge einer Szene oder ganzer Sequenzen. Am auffallendsten ist dabei der Showdown, dessen Ausgangslage wirklich keine große Überraschung ist. Doch in seiner Umsetzung konzentriert sich McG auf das Wesentliche und nimmt das Gewicht vollkommen vom Schlagabtausch zwischen Gut und Böse. Dabei wandelt sich der Höhepunkt zu einer erfreulich komprimierten, psychologischen Auseinandersetzung zwischen den Hauptfiguren. Was anderswo zu einer unbefriedigenden Abfolge wüster Action-Szenen mutiert wäre, verwandelt sich hier das unvermeidliche Augenrollen des Publikums nach der Ausgangssituation in ein zufriedenes und wohlwollendes Lächeln.
Kamen die Macher um stereotypes Füllwerk nicht herum, kann dies im wahrsten Sinne des Wortes schon verdreht sein. So sieht man bei einem der knallharten Agenten „Titanic“ auf dem Bildschirm, während bei Lauren „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ läuft. Und es ist auch Lauren, die den klassischen Satz sagen darf, „keine Kinder? Keine, von denen ich wüsste“. Da wird dem offensichtlichen Humor noch eine subtilere Ebene hinzugefügt, die oftmals intelligenter ist, als man dem Film zuerst einmal zugestehen möchte. Und was zu sehr nach Altbekanntem oder nach blasser Schablone aussieht, wird durch die perfekte Wahl der Darsteller einfach weggeblasen. Witherspoon darf einfach schamlos gut aussehen und reichlich mit ihrem einnehmend quirligen Charme spielen. Hardy und Pine sind einfach glaubwürdige Agenten, nicht nur gut aussehend, sondern physisch auch erste Wahl, was sie mit schweißtreibendem Körpereinsatz oft genug beweisen dürfen.
Und weil alles so harmonisch ineinander greift, die Action in den romantischen Teil, der Witz mit den Thriller-Elementen, die berechnete Attraktivität der Darsteller mit dem berechenbaren Handlungsablauf, macht der Film auch vor der letzten Bastion des Züngleins an der Waage nicht halt. Talk-Show-Moderatorin und Stand-up-Schandmaul Chelsea Handler ist der erstklassige Sidekick, der in einem Film wie diesem stets die Handlung etwas auflockern muss, indem er kurzfristig von den Hauptfiguren ablenkt. Und Handler lenkt gewaltig ab, weil sie mit den besten Dialogen des Films spielen darf. Wenn sie nicht sogar vieles improvisiert hat, was man angesichts ihres extrem losen Mundwerks annehmen kann.
Wer also keine Lust hat, sich im Kino irgendwelchen Experimenten auszusetzen, der ist hier sehr gut aufgehoben. Wer nichts dagegen hat, bereits Gesehenes frisch aufbereitet zu erleben, wird hier bestens bedient. Wer sich auf Filme einlassen kann, die das Zelluloid wirklich nicht neu erfunden haben, der ist hier genau richtig. Und trotz allem ist „This Means War“ eine vollkommene Überraschung. Er muss sich vorwerfen lassen, ganz unverschämt auf Konzept gearbeitet zu sein. Ist dabei aber unverschämt gut.
THIS MEANS WAR
Darsteller: Reese Witherspoon, Chris Pine, Tom Hardy, Chelsea Handler, Abigail Spencer, John Paul Ruttan, Angela Bassett, Til Schweiger u.a.
Regie: McG (Joseph McGinty Nichol)
Drehbuch: Timothy Dowking, Simon Kinberg
Kamera: Russell Carpenter
Bildschnitt: Nicolas De Toth, Jesse Driebusch
Musik: Christophe Beck
Produktionsdesign: Martin Laing
USA / 2012
zirka 97 Minuten