und dann NOCH TAUSEND WORTE zuviel

Vier Jahre alt ist diese Komödie mit Fantasy-Einschlag und Esoterik-Zauber. Und fast könnte man glauben, der alte Eddie Murphy wäre zurück. Nicht der Doctor-Dolittle-Murphy, sondern der polternde Beverly Hills Cop und das anarchische Großmaul seiner Bühnenshows. Fast könnte man es glauben, aber nur fast. Vier Jahre alt ist dieser Film, fällt also in die Zeit von DAVE oder NORBIT. Eine Zeit, in der Murphy als ernstzunehmender Komiker schon gar nicht mehr wahrgenommen wurde, und als das, was danach kam, nur wie ein filmischer Grabstein wirkte. Dabei ist die Prämisse von NOCH TAUSEND WORTE geradezu perfekt für einen respektlosen und politisch unkorrekten Kracher. Die Trennung von Paramount und DreamWorks war keine schöne, weswegen TAUSEND WORTE vier Jahre auf Eis liegen musste. Und exemplarisch benimmt sich dieser Film auch wie ein gebeuteltes Scheidungskind, hin- und hergerissen zwischen dem, was ihm seine Eltern gemeinsam mit auf den Weg gaben, und den zwanghaft weit auseinanderliegenden Absichten nach der Trennung.

Der endlos quasselnde, dabei sehr zynische Literaturagent Jack McCall trifft auf den weisen Dr. Sinja, Anführer einer weltweit populären Esoterikbewegung. Sinja hat ein Buch geschrieben, und dank seiner augenblicklichen Bekanntheit wäre ein Vertrag mit McCalls Verlag eine Goldgruppe. Durch kuriose Umstände hat das Zusammentreffen von Agent und Guru zur Folge, dass ein bestimmter Baum bei jedem Wort von McCall ein Blatt verliert. Selbst auf geschriebene Wörter reagiert der Baum mit Blattverlust. Fällt das letzte Blatt, stirbt der Baum und mit ihm folglich auch der Agent. Ist das nicht eine hervorragende Voraussetzung, um Eddie Murphy endlich wieder einmal von der Leine zu lassen? Und von der ersten Minute an legt Murphy richtig los, quatscht unablässig und bügelt mit seinem Mundwerk alles platt. Hier ist der Moment geschaffen, auf den alten Eddie hoffen zu dürfen. Nicht weniger komisch ist der Film ab dem Augenblick, als sich Murphy seines Schicksals bewusst wird und schweigen muss. Tatsächlich hat es was, der Plaudertasche über die Hälfte des Films stumm, dafür wild gestikulierend und mit genervter Mimik zuzusehen.

Das alleine kann einen Film natürlich nicht tragen. Aber der Weg, den Drehbuch und Regie im dritten Akt eingeschlagen haben, war definitiv der falsche. Unvermittelt wird aus der überdrehten Komödie ein sentimentales Drama, das sich an viel zu ernsten Fragen von Verantwortung, Selbstfindung und Vergebung entlanghangelt. Damit zerfällt der Film vollkommen, verliert seinen Schwung, stößt seine Zuschauer vor den Kopf, bloß um sich mit esoterischen Banalitäten wichtiger zu machen, als er sein müsste. Wenigstens darf man bei Eddie Murphy spüren, dass die Qualitäten vergangener Tage noch immer da sind. Aber die Chancen auf eine gute, funktionierende Komödie wurden vertan. Scheidungskinder haben es nie leicht, aber dieses scheint von Anfang an kein Wunschkind gewesen zu sein.

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Darsteller: Eddie Murphy, Aaron Wiseberger, Cliff Curtis, Kerry Washington, Emanuel Ragsdale, Allison Janney u.a.
Regie: Brian Robbins
Drehbuch: Steve Koren
Kamera: Clark Mathis
Bildschnitt: Ned Bastille
Produktionsdesign: Clay A. Griffith
Musik: John Debney
zirka 91 Minuten

Bildquelle: Paramount Pictures
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