Bachelorette – Deutschlandstart 25.10.2012
Vier Freundinnen, aber nur eine Hochzeit. Und ausgerechnet die dickste von allen, bekommt den ersten Zuschlag. Es ist eine recht merkwürdige Prämisse, mit welcher der Film beginnt, und wie er sich schließlich damit auseinandersetzt. Die vier Freundinnen sind Kontrollfreak Regan, die überdrehte Katie, Lebefrau Gena und die pummelige Becky. Becky hat kaum besondere Charakterzüge, sie soll nur dick sein und am Ende des Films heiraten. In der High-School waren die vier sowas wie eine Clique, die ‚B-Friends‘, wo das B für Big steht. Drei von ihnen haben sich erfolgreich abgehungert, und kommen nur schwer mit der Vorstellung zurecht, dass ausgerechnet das letzte Pummelchen den ersten Gang vor den Altar macht.
Autorin und Regisseurin Leslye Headland gibt nur vor mit unverblümter Ehrlichkeit diese Auseinandersetzung auf den Zuschauer loszulassen. Doch kein einziges Mal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Schließlich hat sich das Publikum sich schon immer über Dicke lustig gemacht, also können es Filmfiguren erst recht. Was das Ganze letztendlich so merkwürdig macht, ist die leichte Note, in die alles gehüllt ist. Selbst als die drei Brautjungfern in einem Anfall von Gehässigkeit aus Versehen das Braukleid ruinieren, will man das eher als heiter verkaufen, ohne eine schwarzhumorige Bissigkeit, die notwendig gewesen wäre. Im Zuge des Erfolges von BRIDESMAID ist eine Produktion wie BACHELORETTE nur eine Frage der Zeit gewesen. Allerdings hätte man sich auch in Sachen Wechselwirkung von Humor und Ehrlichkeit mehr am offensichtlichen Vorbild orientieren müssen.
Dabei liegt alles zum Greifen nah. Kirsten Dunst ist in Topform, und mit ihrer Regan möchte man sich nicht anlegen. Isla Fisher glänzt als dauerhaft bekokste Schnupfnase Katie, mit der man lieber nicht ausgehen möchte.
Und Lizzy Caplan stiehlt sich mit ihrer hervorragend geschriebenen Figur jede Szene in der sie auftritt. An ihrem Charakter wird aber auch das Dilemma des Buches und der Inszenierung am deutlichsten. Sie kann und darf so herrlich obszön sein, aber nur wenn es dem Verlauf der Handlung nicht im Weg steht. Was dem Verlauf der Handlung im Wege steht, wird weg ignoriert. Das ist fatal, wenn gut gezeichnete Figuren, zu denen der Zuschauer sofort eine Verbindung aufbauen kann, einem Handlungsablauf geopfert werden, der nur einem bekannten Hollywood-Schema folgt wird.
Die Geschichte ist pures Hollywood. Der Grundtenor ist weitab dieses üblichen Schemas. Es ist eine Kunst für sich, das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen. Leslye Headland schafft es nicht wirklich diesen Einklang herzustellen. Als aufstrebende Regisseurin mag sie gute Ansätze zeigen. Im umkämpften Mainstream-Kino ist das alles viel zu wenig.
Bachelorette – Die Hochzeit unserer dicksten Freundin
Darsteller: Kirsten Dunst, Isla Fisher, Lizzy Caplan, James Marsden, Kyle Bornheimer, Rebel Wilson, Adam Scott u.a.
Regie & Drehbuch: Leslye Headland
Kamera: Doug Emmett
Bildschnitt: Jeffrey Wolf
Musik: Andrew Feltenstein, John Nau
Produktionsdesign: Richard Hoover
USA / 2012
zirka 87 Minuten