SHARK NIGHT 3D ist sehr eindimensional

Filmstart:01.12.2011

Sieben Schulfreunde möchten ein Wochenende im Haus ihrer Schulfreundin Sara verbringen. Das Haus liegt auf einer winzigen, abgeschiedenen Insel inmitten eines weit abgelegenen Sees in Louisiana. Es ist heiß, die Hormone hüpfen und das Wasser lockt. Beste Voraussetzungen für gepflegte 90 Minuten mit viel nackter Haut und noch mehr Blut und Gliedmaße, die einem ins Gesicht geschwemmt werden.

Wie der ein Jahr vorher gestartete „Piranha 3D“ zeigt auch „Shark Night“, wozu die 3-D-Technologie letztendlich im Kino taugt. Es ist ein Spaß-Element, das nichts zur Geschichte beiträgt, aber immer wieder für quietschendes Gelächter sorgt, wenn etwa abgerissene Extremitäten aus der Leinwand springen. Doch im Gegensatz zu dem konvertierten Badespaß des Vorjahres wurde „Shark Night“ tatsächlich in 3-D gedreht. Und Kameramann Gary Capo hat verstanden, wie mit dieser Technik umzugehen ist.

Erste Aufschreie, allerdings nicht des Horrors wegen, löste „Shark Night“ aus, als seine amerikanische Altersfreigabe von PG-13 bekannt wurde. Was von vornherein bedeutete, dass sich der Splatter-Faktor gering halten und absolut keine nackte Frau gezeigt werden würde. Geht das denn? Wie gut muss ein Horror-Film mit Haien und knackigen College-Kids inszeniert sein, dass man auf die Standards verzichten kann? David R. Ellis hat unter anderem schon zwei „Final Destination“-Filme und den Knaller „Snakes on a Plane“ gemacht, gehört also zur A-Riege unter den B-Filmern.

Tatsächlich sieht „Shark Night“ so aus, dass es letztendlich vollkommen egal ist, ob sich diese Menschen im Film ausziehen oder nicht, und dasselbe kann man über den Blutgehalt sagen. Denn es interessiert einfach nicht. Von der ersten Minute an schafft es das von Will Hayes und Erstling Jesse Studenberg verfasste Drehbuch nicht, auch nur einen Funken Interesse geschweige denn Sympathie für irgendeinen der sieben Charaktere zu wecken. Warum College-Queen, der Bullie und die Nerds überhaupt ein Wochenende zusammen verbringen, wiederspricht nicht nur der Realität, sondern besonders den Regeln des Unterhaltungskinos für Jugendliche. Richtig katastrophal wird es, wenn sich während des Aufenthaltes auf der Insel drei weitere Figuren hinzugesellen, die von ihrer Zeichnung her den weiteren Verlauf der Geschichte geradezu hinausschreien.

Man kann dem Tierhorror nicht wirklich etwas Neues hinzufügen. Die schockierende Wirkung eines „weißen Hai“ wird heute niemand mehr erreichen können, deswegen ist der Weg, den dieses Sub-Genre gegangen ist, genau der richtige. Komödie oder Trash, am besten eine übersteigerte Mischung von beiden, und man hat ein zufriedenes Publikum. Bei „Shark Night“ möchte man das Fehlen von Titten und Gekröse gerne entschuldigen. Doch außer perfekt gestalteten und stimmungsvollen 3-D-Bildern verweigert er seinem Publikum zum einen die Spannung, zum anderen den Horror. Zusammen ergibt das, dass jedwede Art von Spaß abwesend ist.

Was das Drehbuch nicht bringt, schafft auch die Regie nicht anderweitig aufzufangen. Selten hat man in einem Film bei wirklich jeder Szene sofort gewusst, was passieren wird. Da in der demografisch wichtigen Altersgruppe solche Filme gerne auch als erstes Date genutzt werden, bleibt wenigstens reichlich Zeit zum Knutschen, wenngleich es einem wirklich überteuertem Petting-Vergnügen gleichkommt. Nächstes Jahr startet wenigstens „Piranha 3DD“, und man kann davon ausgehen, dass das Doppel-D im Titel sein Versprechen halten wird. Da haben wenigstens auch die Filmfreunde außerhalb der demografisch wichtigen Zielgruppe etwas davon. Und mit ordentlicher Freude am Ekelfaktor werden die Macher von „Piranha 3DD“ das Ärgernis um „Shark Night“ vergessen machen.

Darsteller: Sara Paxton, Dustin Milligan, Chris Carmack, Katharine McPhee, Donal Logue, Joshua Leonard, Sinqua Walls, Chris Zylka, Alyssa Diaz, Joel David Moore u.a.
Regie: David R. Ellis
Drehbuch: Will Hayes, Jesse Studenberg
Kamera: Gary Capo
Bildschnitt: Dennis Virkler
Musik: Craeme Revell
Produktionsdesign: James Hinkle
USA / 2011
zirka 91 Minuten

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar