ROLLERGIRL kann sich in der Bahn halten

Ehrlich?! „Manchmal ist die schiefe Bahn der beste Weg“?!

Endlich kann Deutschland aufatmen. Satte zwei Jahre nach dem Start in Amerika darf Drew Barrymores Spielfilm-Debüt endlich auch bei uns seinen Siegeszug antreten. So lange hat es gedauert, bis sich Senator-Film endlich erbarmt hat, als Verleiher das hiesige Publikum zu beglücken. Aber tut es das dann wirklich? Hat sich am Ende Senator vielleicht gedacht, dass zwei Jahre eine gute Zeit wäre, um Gras über diese Rollerbahn wachsen zu lassen? Bei einem 15-Millionen-Dollar-Budget sind die bisher weltweit eingespielten 16,5 Millionen Dollar kein Verlust, aber weit vom Erfolg entfernt. Und es ist eine altbekannte Weisheit, dass das Wörtchen Flop mehr zieht beziehungsweise mehr abstößt, als dass die Qualität des Films für sich sprechen könnte.

Bliss Cavendar ist siebzehn, wächst in einem kleinen Kaff in der Nähe von Austin auf, ist sehr schüchtern, hat nur eine Freundin und arbeitet im örtlichen Diner. Ach, und als ehemalige Schönheitskönigin schleppt Mutter Cavendar ihre Tochter auf jeden Schönheitswettbewerb, allerdings ohne Erfolg. Da entdeckt Bliss Roller Derby und folgt dem Aufruf zur Bewerbung für die heimische Mannschaft. Es kommt, wie man es vielleicht erahnen könnte. Dumm nur, dass die Eltern nichts davon erfahren dürfen.

Das ist schon das erste große Manko am Drehbuch, das Barrymore mit der eigentlichen Autorin Shauna Cross aufpoliert hat. Das Konfliktpotenzial, das mit den Eltern entstehen könnte, erklärt sich einfach nicht. Marcia Gay Harden spielt hervorragend die überbehütende Mutter, und man könnte sich ihr harsches Nein leicht vorstellen, wenn die Tochter einem Roller-Derby-Team beitreten möchte. Doch so weit lässt es die Geschichte nicht zu. So entsteht für Bliss nicht einmal ein Konflikt, sondern nur ein Problem, das nur um des Problems willen aufgetan scheint.

Statt auf das Drama setzt Barrymore in ihrer Inszenierung auf den Spaß. Leider, denn wie sich in den Interaktionen der Figuren zeigt, kann sie sehr gut führen. Doch man spürt auch, dass die Regisseurin genau weiß, wann sie ihre Darsteller von der Leine lassen kann. Die Probleme der Debütantin rollen eindeutig mit der eigentlichen Geschichte. So schön es ist, die wie immer wunderbare Ellen Page vom Mauerblümchen zum harten Rollergirl mutieren zu sehen, hinterlässt die Stimmung im Film doch eine eigenartige Stimmung beim Zuschauer. Ist es tatsächlich so schlimm, in einer behüteten Familie aufzuwachsen? Sind wilde Partys wirklich so viel erstrebenswerter? Man kann sich denken, dass solche Assoziationen nicht das Ziel von Buch und Inszenierung gewesen sein dürften. Aber der fahle Nachgeschmack bleibt.

So bleibt „Rollergirl“ als Spaß mit nur einem Hauch von Drama für ein junges Publikum bestimmt, das sich ohne große Ansprüche amüsieren möchte. Und für die erwachseneren Zuschauer gibt es ein Wiedersehen mit Daniel Stern, der endlich einmal tiefgehende Qualitäten zeigen darf. Aber ist dieser Flop tatsächlich ein schlechter Film? Eigentlich nicht. „Rollergirl“ unterhält, und er unterhält mit einem ausgezeichneten Ensemble, dem man sehr gerne zusieht. Da müssen die Ansprüche an den Tiefgang einfach zurückgeschraubt werden. Diesen Flop jedenfalls hat unsere kleine Drew nicht verdient.


Darsteller: Ellen Page, Marcia Gay Harden, Alia Shawcat, Kristen Wiig, Drew Barrymore, Juliette Lewis, Zoe Bell, Landon Pigg, Andrew Wilson, Jimmy Fallon und Daniel Stern
Regie: Drew Barrymore – Drehbuch: Shauna Cross, nach ihrem Roman Derby Girl – Kamera: Robert Yeoman – Bildschnitt: Dylan Tichenor – Musik: The Section Quartet
USA / 2009 – zirka 111 Minuten

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