Es ist der Traum eines jeden Beziehungsgeschädigten, insbesondere von Männern. Einfach eine unverfängliche Bett-Beziehung. Ab in die Kiste, ohne Verpflichtungen, ohne Reue, ohne lästige Unterhaltung hinterher. So etwas soll es geben, und so etwas soll auch funktionieren. Bei Will Gluck funktioniert es, einem Regisseur, der erst mit „Einfach zu haben“ richtig aufgefallen ist und hier ebenfalls am Drehbuch mitwerkelte. Für Jamie und Dylan wird dieser Traum wahr. Mila Kunis spielt diese Jamie, die glaubt, keine feste Beziehung zu brauchen, und Justin Timberlake ist Dylan, der überhaupt nicht an eine Beziehung denkt. Im wirklichen Leben sind Kunis und Timberlake 28 und 30 Jahre alt, und das wirft unweigerlich die Frage auf, was ihnen schon für schreckliche Beziehungen widerfahren sein müssen, um sich nach einem Freund mit gewissen Vorzügen zu sehnen.
Jamie holt als Headhunterin für Medienunternehmen den überzeugten Westkünstler Dylan nach New York. Da ihre Provision erst fällig wird, wenn Dylan mindestens ein Jahr beim Magazin GQ bleibt, versucht sie, ihn von den Vorzügen New Yorks zu überzeugen. Und wie das so ist, wenn man ein paar Abende unverfänglich um die Häuser zieht, kommt man auf Dinge zu sprechen, die einfach mal gesagt werden müssen. Und so kommt es zum Abkommen, einfach nur Sex zu haben, um des Sexes wegen. Und sonst nichts.
Mit zwei so starken Persönlichkeiten wie Kunis und Timberlake gewinnt die Prämisse des Films unglaublich. Ihre fesselnde Präsenz, gekoppelt mit einer sehr selten so glücklichen Chemie zwischen den Hauptdarstellern, macht es dem Zuschauer leicht, Dinge hinzunehmen, die im richtigen Leben vielleicht nicht so einfach laufen würden. Mila Kunis und Justin Timberlake sind einfach eine Paarung, die man sich am Ende des Films, trotz aller Abmachungen, einfach zusammen wünscht. Nach einem verunglückten „Freundschaft Plus“ mit Natalie Portman ist dies in diesem Jahr schon der zweite Film mit „gewissen Vorzügen“, allerdings mit wesentlich mehr Vorzügen.
Der Film schafft es tatsächlich bis zur Halbzeit, gegen alle Konventionen der handelsüblichen romantischen Komödie zu spielen. Doch dann gehen dem Regisseur und seinen zwei Mitautoren die Ideen für eine vollends verdrehte Variante des humorigen Sommerkinos aus. Nach und nach rutscht das Drehbuch und mit ihm die Inszenierung in immer seichtere Gewässer. Aus der anfänglichen Verruchtheit mit vielen derben Köstlichkeiten wird eine allzu weichgespülte Beziehungskiste, die sehr schnell vorhersehbar wird. Selbstverständlich müssen beide ein Paar werden, jeder weiß das, aber richtig originell umgesetzt wird es dann nicht wirklich. Schade darum, weil die erste Hälfte tatsächlich so weit gegen den Strom fließt, dass den „Freunden mit gewissen Vorzügen“ ein ganz besonderer Platz in der Komödien-Geschichte zugestanden hätte.
Doch mangelt es nicht an witzigen Einfällen. Hier hat endlich mal ein Mann den Schwulen als besten Freund. Woody Harrelson ist trotz seiner kurzen Leinwandzeit ein sehr auffallender und im Gedächtnis bleibender Charakter. Auch Patricia Clarkson ist wieder mit einer besonderen Mutterrolle gesegnet, wie sie nicht verschrobener sein könnte. Das Abkommen der zwei Beziehungsunwilligen wird auf einem iPad besiegelt, und zwar mit dem Bibel-App. Und wer ein gutes Gedächtnis hat, der trifft auf die Hauptfigur von „Einfach zu haben“, allerdings nur in Form eines Schildes.
Die technischen Aspekte sind durchweg allererste Güte, die Musikauswahl inspiriert, nur die hohe Schnittrate arbeitet etwas gegen die Darsteller. Denn letztlich lebt dieser Film erst wirklich von der starken Präsenz seiner Hauptdarsteller, und die kann man sehr gerne auch einmal etwas länger in einer einzelnen Einstellung ansehen. Man muss sich der Meinung eines großen Filmkritikers anschließen, dass es trotz aller Widrigkeiten und Inkonsequenz in der zweiten Hälfte einfach schön war, diesen Menschen auf der Leinwand zuzusehen.
Darsteller: Mila Kunis, Justin Timberlake, Patricia Clarkson, Jenna Elfman, Bryan Greenberg, Nolan Gould Richard Jenkins, Woody Harrelson, Emma Stone, Jason Segel, Rashida Jones u.a.
Regie: Will Gluck – Drehbuch: Keith Merryman, David A. Newman, Will Gluck – Kamera: Michael Grady – Bildschnitt: Tia Nolan – Music-Supervisor: Wende Crowley
USA / 2011 – zirka 109 Minuten