MIT LIEBE UND CHANSONS

Mit Liebe und Chansons - (c) NEUE VISIONEN FilmMA MÈRE, DIEU ET
SYLVIE VARTAN
– Bundesstart 27.11.2025
– Release 19.03.2025 (FR)

Roland Perez wird 1963 mit einem Klumpfuß geboren. Operationen bringen nichts, und er wird in seinem Leben nie Laufen können – sagen die Ärzte. Es wird ein Wunder geschehen, und er wird an seinem ersten Schultag die Schule auf eigenen Füßen betreten – sagt seine Mutter. Die Mutter ist Esther, ein umtriebiger Wirbelwind mit unbändiger Energie. Esthers ungezügeltes Temperament erklärt sich ein bisschen aus der marokkanischen Abstammung der Familie. Und die bereits fünf vorhandenen Geschwister von Roland lassen darauf schließen, dass Esther eine sehr klare Vorstellung von ihrem und auch dem Leben ihrer Kinder hat – und somit auch von Rolands Werdegang. Dies ist eine wahre Geschichte, und die ist oftmals witzig, durchweg berührend, und am Ende auch melodramatisch – dann, wenn sich die ganze Erzählung dreht.

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DER HOCHSTABLER – ROOFMAN

Roofman 1 - (c) LEONINE DISTRIBUTION– Bundesstart 28.11.2025
– Release 10.10.2025 (US)

Dies ist eine wahre Geschichte. Wer seinerzeit die Geschichte von Jeffrey Manchester verfolgt hat, wird erstaunt sein, wie nahe die Adaption der Realität kommt. Bei Adaptionen von wahren Geschichten werden bestimmt Aspekte und Fakten gebogen und verändert, um einer filmischen Dramaturgie gerecht zu werden. „Roofman“ hätte einige dieser Beugungen und Veränderungen sehr gut vertragen. Derek Cianfrance hat sich als Regisseur einen Namen mit unversöhnlichen Dramen wie „Blue Valentine“ und „The Place beyond the Pines“ gemacht, die tief in seelische Abgründe seiner Figuren blicken. „Roofman“ würde anhand seiner tragischen Figur sehr gut in diese Reihe von realistischen Dramen passen. Aber „Roofman“ ist anhand seiner absurden Geschichte auch perfektes Komödienmaterial. Filmemacher Derek Cianfrance kann aber nicht wirklich Komödie. Und dieser Film kann nicht wirklich Drama. Genau dazwischen ist „Roofman“ gefangen.

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SISU: Road to Revenge

SISU 2 a - © 2025 Sony Pictures– Bundesstart 20.11.2025
– Release 22.10.2025 (FIN)

Immer wieder kommen Filme daher, die so unscheinbar und wenig beworben sind, dass sie selbst hart gesottenen Cineasten erst einmal entgehen. Und von Zeit zu Zeit kommt einer dieser unscheinbaren, kaum beworbenen Filme daher, die so einzigartig sind, dass sie bereits zum verdienten Kult-Klassiker werden noch bevor die Mundpropaganda abgeebbt ist. So ein Film ist Jalmari Helanders „Sisu“. Ein Film der so schmählich im Kino behandelt wurde, dass seine wahre Stärke für den größten Teil des begeisterten Publikums gar nicht wahrgenommen wurde. Das war einfach die große Leinwand. Ein ultrabrutales Spektakel, welches sich mit Kjell Lagerroos‘ phantastischen Kamerabildern zum überwältigenden Epos steigerte. Die Geschichte des ehemaligen Elitesoldaten und jetzigen Goldgräbers Aatami Korpi, der 1945 von aus Finnland abziehenden Nazis zum Äußersten gezwungen wird. Jetzt ist es 1946, und Russland hat Gebiete von Finnland annektiert. Auch das Stück Land, welches der wortkarge Korpi in früheren Zeiten mit Frau und zwei Kindern bewohnt hat. Jetzt ist er gekommen um sein Haus Balken für Balken abzubauen, um es auf finnischem Territorium wieder aufzubauen.

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LOLITA LESEN IN TEHERAN

Lolita Teheran 1 - (c) WELTKINO FilmverleihREADING LOLITA IN TEHRAN
– Bundesstart 20.11.2025
– Release 21.11.2024 (ITA)

Kapitel I: DER GROSSE GATSBY
von  F. Scott Fitzgerald
Nach der islamischen Revolution 1979, kehrt Azar Nafisi mit ihrem Mann Bijan nach Teheran zurück. Die Professorin für englische Literatur soll hier an der Universität lehren. Azar ist voller Enthusiasmus, aber die Realität des Ajatollah-Regimes zerstört sehr schnell ihre Hoffnungen. Die Unterdrückung der Frau, Zensur und Verteufelung aller abendländischen Kultur und Werte.  Azar tut sich schwer, die Veränderungen zu akzeptieren, stößt auf Widerstände in ihrer Klasse, und muss sich nach und nach dem Regime beugen. Wie es dem Erzähler in Fitzgeralds Roman ‚Der große Gatsby‘ ergeht, der darauf  vertraut, dass nur Reichtum der wahre Schlüssel zu Glück und Erfolg sein wird. Genauso zerbricht auch Azars Traum, als sich die islamische Revolution als Trugschluss entpuppt.

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EDDINGTON

Eddington - (c) LEONINE Distribution– Bundesstart 20.11.2025
– Release 16.07.2025 (FR)

Geschichtliche Ereignisse in einen zeitlichen Rahmen einordnen: „Wo warst Du am Tag, als…“ Für das Jahr 2020 hat sich die Fragestellung geändert. „Was hast Du getan, als Covid-19 ausgebrochen war?“ Filmemacher Ari Aster hat eine klare Vorstellung von dem, was jede und jeder getan hat. Und das ist paradox, weil keine und keiner verstanden hat, was sie oder er selbst getan hat. Schlimmer noch – Covid-19 hält nach wie vor an. Nicht als lebensgefährlicher Virus – das schon auch, natürlich – aber es hält noch an, als lebensgefährliche Massenpsychose. Eigentlich sollte „Eddington“ ein klassischer Western im vergangenen Jahrhundert sein. Autor und Regisseur Aster kam aber damit nicht voran, machte zuerst den Schocker „Hereditary“, gefolgt vom verstörenden Folk-Horror „Midsommar“, um mit dem fantastischen Rätsel „Beau is Afraid“ nachzusetzen. Aber jener Western hat Ari Aster nie losgelassen. Also ist das jetzt seine Zeit, sei vierter Langfilm, seine Sicht auf die Dinge, im Gewand eines Western.

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KEEPER

Keeper - (c) NEON– Bundesstart 20.11.2025
– Release 14.11.2025 (CAN)

DCM-Screener, digitales Kino, 15.11.25
Mit „Dangerous Animals“ hat Nick Lepard ein mustergültiges Drehbuchdebüt vorgelegt. Er hat die besten Versatzstücke des Tierhorror und Psycho-Thriller verwendet, und diese immer im richtigen Moment außerhalb der Spur laufen lassen. Ähnliches hat Lepard mit „Keeper“ getan. Erstaunlicherweise hat der Debütant beide Drehbücher zeitgleich bereits 2024 verkauft, und beide Filme gingen zeitgleich in Produktion. Erstgenannter Film wird nur als Debüt bezeichnet, weil er früher Premiere feierte. Zweiter Film dürfte mehr Aufmerksamkeit erregen, weil er von Osgood Perkins ist. Was nicht heißen soll, dass es der bessere Film wäre – es liegt ohnehin im Auge des Betrachters. Doch Osgood Perkins macht seine ganz eigenen, ganz speziellen Filme, auch mit fremden Drehbüchern. Zumindest ist die Grundidee von „Keeper“ hinlänglich bekannt: Ein Wochenende in einer fremden ‚Hütte im Wald‘, mit allen absehbaren merkwürdigen Vorkommnissen.

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DIE UNFASSBAREN 3: NOW YOU SEE ME

Now You See Me 3 c - (c) LEONINE DISTRIBUTIONNOW YOU SEE ME:
NOW YOU DON’T
– Release 13.11.2025 (world)

Nach einer – milde gesprochen – enttäuschenden Fortsetzung, war ein dritter Teil eigentlich in sehr weite Ferne gerückt. Und scheinbar sind neun Jahre noch immer nicht fern genug. Daniel Atlas, der arrogante Illusionist, Merrit McKinney, der überdrehte Hypnotiseur, Henley Reeves, die selbstbewusste Entfesselungskünstlerin, und der unbeherrschte Jack Wilder mit seinen Kartentricks und Safeknacker-Künsten. Sie sind also wie das Kaninchen aus dem Zylinder wieder aufgetaucht. Warum auch nicht – könnte man sagen. Warum – sollte man eher fragen. Die Binsenweisheit, dass zu viele Autoren das Buch verderben, hat sich in den letzten Jahren erstaunlicherweise etwas relativiert. Bei „Die Unfassbaren 3“ hat sie noch Bestand. Der Film glänzt mit filmtechnischen Taschenspielertricks, mit einem merklich gut aufgelegtem Ensemble, und der Agenda sein Portfolio an Zauberern zu erweitern. Was aber fehlt, ist eine klare Linie in der Inszenierung, und eine angemessen durchdachte Handlung.

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HIM – Der Größte aller Zeiten

Him - (c) UNIVERSAL STUDIOSHIM
– Bundesstart 13.11.2025
– Release 18.09.2025 (PRI)

Von klein auf ist Cam Cade fanatischer Anhänger der Saviors, dass Football Team mit der Legende und dem achtfachen Champion Isaiah White. Und Cam hat nun als erwachsener Footballspieler gute Chancen der nächste GOAT zu werden. Das ist eigentlich der Ausdruck für ‚Greatest of all Time‘, allerdings setzt Regisseur Justin Tipping immer wieder einmal Menschen als Ziegen verkleidet ins Bild – also Goat in der Übersetzung. Warum das so ist, wird nicht wirklich deutlich. Wie so vieles in diesem Film, der seinem interessierten Publikum als spannendstes Element den genervten Blick auf die Uhr bietet. Drei Autoren, die noch nie besonders im Geschäft aufgefallen sind, darunter der Regisseur, der noch nie besonders im Geschäft aufgefallen ist, versuchen sich an einem Film, der im Marketing assoziative Gedanken an Jordan Peele heraufbeschwört. Und Jordan Peele ist tatsächlich auch Produzent von „Him“ – bleibt nur die Frage: Warum.

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Vince Gilligan – PLURIBUS

Pluribus - © Apple TV+– seit 07.11.2025 Apple TV+
– Staffel 1 = 10 Episoden
– Staffel 2 bereits bestellt

Aus 600 Lichtjahren Entfernung erreicht die Erde endlich ein Signal außerirdischen Ursprungs. Nach Monaten verzweifelter Forschung wird die Nachricht entschlüsselt – ob zum Vor- oder Nachteil der Menschen, liegt im Auge des Betrachters. Am besten beschreibt es sich als Virus, der die ganze Menschheit im Geiste vereinigt. Jeder und Jede kennt die Gedanken und hat das Wissen von Jeder und Jedem. Die ganze Menschheit? Nein, als geistiges Individuum bleibt Carol Sturka, eine verbitterte, unglückliche, und jähzornige Erfolgsautorin einer Romantasy-Serie, die sie als ‚anspruchslosen Scheiß‘ beschreibt. In einer Welt, in der sich niemand des kollektiven Glücklich seins erwehren kann, bleibt ausgerechnet die unglücklichste Frau auf diesem Planeten zurück. Der Anfang nimmt Anleihen bei „Contact“, und die Prämisse liest sich wie „Invasion of the Body Snatchers“. Allein vom Gedanken wären diese Deutungen möglich, aber „Pluribus“ ist von Vince Gilligan.

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BONE LAKE

Bone Lake - © Busch Media Group / Bleecker Street / LD Entertainment– Bundesstart 06.11.2025
– Release 03.10.2025 (US)

Es ist kein unbekanntes Konzept, und genau das kann es auch ungemein spannend machen. Ein Paar kommt zu seinem idyllischen Feriendomizil, um festzustellen, dass das Haus oder die Wohnung an ein anderes Paar doppelt vermietet wurde. In jüngster Zeit war da Zach Cregger, noch vor „Weapons“, mit „Barbarian“ äußerst effektiv. Da waren die junge Tess und der ihr unbekannte Keith allerdings Singles, als sie sich unverrichteter Dinge ein Airbnb teilen mussten – mit unschönem Verlauf. Mercedes Bryce Morgan ist eine umtriebige, aber leider wenig beachtete Filmemacherin, die jetzt für ein Wochenende die GenZ-ler Sage und Diego aufs Land, in eine luxuriöse Villa schickt. Ihre Beziehung ist – wie Morgan sehr gut und sensibel zu inszenieren versteht – nicht mehr so wahrlich auf Rosenblättern gebettet. Da passen Cin und Will so gar nicht ins Konzept für ein regenerierendes Wochenende, denen die Villa ebenfalls für diese Tage vermietet wurde. Doch man wird sich einig.

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HOW TO MAKE A KILLING

How to make a Killing - © Weltkino FilmverleihUN OURS DANS LE JURA
– Bundesstart 06.11.2025
– Release 01.01.2025 (FR)

Es gibt keine Bären im Jura! Ein Spruch in Franck Duboscs neuestem Streich, der sich zum Running-Gag entwickelt. Denn der angeblich nicht vorhandene Bär ist verantwortlich für eine Reihe von kausalen Ereignissen, die sich von einem aussichtslos scheinenden Albtraumszenario zum nächsten hochschraubt. Zentrum der absurden Verstrickungen sind Christbaumverkäufer Michel und Frau Cathy. In der Rolle des Michel vollendet Regisseur und Co-Autor Franck Dubosc seine Dreieraufgabe bei diesem Film. Und der gutmütige, und leicht neben der Spur stehende Michel ist eine echte Paraderolle für Dubosc. Sein grundehrlicher Michel ist der krasse Gegensatz zu essen Gattin Cathy, die durch ihre Liebe zu Krimiliteratur in den ganzen kriminellen Verstrickungen und Komplikationen auch den Überblick behält. Und auch Laure Calamy macht mit ihrem fokussierten und durchweg mitreißenden Spiel den Eindruck, als wäre die Rolle der Cathy nur für sie geschrieben.

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BUGONIA

Bugonia - (c) FOCUS FEATURES– Bundesstart 30.10.2025
– Release 24.10.2025 (CAN)

Big-Pharma gegen das Volk. Es ist eigentlich nur schwer greifbar, was Covid-19 und die Pandemie mit uns gemacht und die Welt langsam gespalten hat. Es ist danach nicht wieder besser geworden. Die persönlichen Blasen haben sich weiter aufgeblasen und die Fronten immer mehr verhärtet. Die Verschwörungstheorien dieser Welt haben sich auf absurde Weise intensiviert. Zu den Angstgegner gehören nicht nur Politiker, sondern eben auch die Pharmaindustrie. Und Michelle Fuller ist Firmenchefin von Auxolith, ein pharmazeutisches Mega-Unternehmen. Teddy und Don sind zwei Verschwörungstheoretiker aus dem Hinterland. Teddy hat sozusagen die Hosen der Weisheit an, dem sein autistischer Cousin Don beflissentlich folgt. Teddy hat während der Pandemie gelernt, wie man sich selbst unterrichtet, um fortan die eigene Wahrheit zu erfahren. YouTube Videos und Soziale Netzwerke. Wer lange genug schaut, findet auch, was einem an Wahrheit zusagt, und wie Fakten gegen Fakten aufzuwiegen sind. Sowas führt dann zur Gewissheit, dass Michelle Fuller ein Alien aus der Andromeda-Galaxie ist.

Aber wie macht man einen Film darüber, über den unbezwingbare Fanatismus von Verschwörungstheoretikern. Über das, was die jeweils andere Seite als Wahnsinn bezeichnet. Ari Aster hat es mit „Eddington“ probiert, und Yorgos Lanthimos macht das jetzt mit „Bugonia“ – den Aster mit produziert hat. Der Kern dieser Geschichten ist eine Welt die in ihren Ideologien streng geteilt ist. Wer glaubt denn an Verschwörungen? Es ist immer die jeweils andere Seite. So wird es sehr schwer bis unmöglich, die Obsessionen interessant zu gestalten, oder sogar Verständnis aufzubauen. So bleiben auch Teddy und Don bei Lanthimos nur Spinner – die aber gefährlich werden.

Einleitend stellt der Film die beiden Parteien gegenüber. Michelle in ihrer Morgenroutine, trainiert in ihren Glas-Beton-Luxusvilla an High-Tech-Geräten. Teddy und Don kümmern sich um ihre Bienenstöcke, und trainieren dann auf dem staubigen Teppich im Wohnraum des Hauses. Bienensterben und Pharmaindustrie gehen Hand in Hand – das hat sich Teddy mit Hilfe des Internet selbst beigebracht – also wird Michelle nach einer absurd komischen Entführung im Keller an ein Bettgestell gefesselt. Sie soll mit ihrem Herrscher von Andromeda Kontakt aufnehmen, dass Teddy im Namen der Menschheit mit ihm die Freigabe der Erde verhandeln kann. Nach ein bisschen Folter, erkennt Michelle ihre aussichtslose Situation, und lässt sich auf den Wahnsinn ein.

Es ist eine bitterböse Satire, bei der schnell klar wird, dass jederzeit auch alles möglich ist. Trotz seiner Absurdität ist es Yorgos Lanthimos‘ zugänglichster Film, sein vierter mit Emma Stone, und sein zweiter mit Jesse Plemons. Trotz der gewissen Zugänglichkeit, nutzt Lanthimos auf seine besondere Art, zu was diese beiden Größen fähig sind, und was das Publikum von ihm erwartet. Es entwickelt sich ein Schlagabtausch zwischen realer Wahrnehmung und der Verbissenheit von alternativen Fakten. Zweifelsfrei ist auch „Bugonia“ Emma Stones Film, aber nur wegen Plemons.

Bugonia 2 - (c) FOCUS FEATURES

Wie allmächtige Säulen tragen Michelle und Teddys heftige Wortwechsel den Film. Er mit schmierig fettigen Haaren, bedrohlich von unten gefilmt. Sie mit geschorenem Schädel und schützender Antihistamine-Creme zugekleistert, unterwürfig von oben herab aufgenommen. Er mit seinen grotesken Argumentationsketten. Sie mit ihrer stählernen CEO-Rhetorik. Schnitt und Kameraführungen geben den ohnehin schon brillant gespielten Dialogen eine nervenaufreibende Dynamik. Doch auf diesen Säulen toben mehr bizarre Ideen, die die Geschichte letztendlich dann doch stimmig machen. Unterstützt von einem orchestralen Bombast-Soundtrack von „Poor Thing“ und „Kinds of Kindness“-Komponist Jerskin Fendrix. Immer wieder steigert sich die Musik in infernalische Überfrachtung, die auch ständig größer ist als die Szene selbst.

Es ist ein kurioser Mix, der nicht von ungefähr an das asiatische Kino erinnert. Absurder Humor, brachiale Gewaltspitzen, soziale Kommentare. „Bugonia“ ist eine Art Remake von Jang Joon-hwans „Save the Green Planet!“. Yorgos Lanthimos macht aber die Grundlage von „Green Planet!“ zu einem ganz eigenen Film. Dem zugänglichsten seiner bisherigen Filme, was ihn aber nicht einfacher macht. Es gibt hier keinen wirklich liebenswerten Charakter. Selbst Cousin Don schreit mit seiner stupiden Unterwürfigkeit förmlich nach Ohrfeigen. Michelles Arroganz, Teddys Beschränktheit, und ein unfähiger, scheinbar pädophiler Polizist. Das erzeugt Spannung bis zum Finale.

Stammkameramann Robbie Ryan hat größtenteils in VistaVision mit einem 1.50:1 Seitenverhältnis gedreht. Die bisweilen ungewohnt plastische Tiefe der Bilder gibt dem Film auch eine nicht ganz irdische, aber angemessene Atmosphäre. Szenen gewinnen in ihrer extremen Weitwinkeloptik einen unwirklichen Charakter – wie bei der Entführung. Es ist erneut ein gelungenes Gesamtkunstwerk von Yorgos Lanthimos. Selbst wenn sich die Auflösung bereits ab der Hälfte ganz gemächlich abzuzeichnen beginnt, halten die einzelnen Elemente – von Technik bis Darsteller – das Erlebnis auf Spannung. Auch wenn es „Bugonia“ nicht schafft, dass gesellschaftliche Phänomen der Verschwörungstheorien, egal von welcher Seite aus betrachtet, befriedigend zu erklären.

Bugonia 1 - (c) FOCUS FEATURES


Darsteller: Jesse Plemons, Emma Stone, Aidan Delbis, Stavros Halkias, Alicia Silverstone u.a.

Regie: Yorgos Lanthimos
Drehbuch: Will Tracy
Nach dem Film von Jang Joon-hwan
Kamera: Robbie Ryan
Bildschnitt: Yorgos Mavropsaridis
Musik: Jerskin Fendrix
Produktionsdesign: James Price
Irland, Großbritannien, USA, Kanada, Südkorea
2025
118 Minuten

Bildrechte: FOCUS FEATURES
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DRACULA – Die Auferstehung

Dracula - © LEONINE StudiosDRACULA: A LOVE TALE
– Bundesstart 30.10.2025
– Release 30.07.2025 (FR)

Es gab im Jahr 2025 einige Filme die mit hohen Erwartungen willkommen geheißen wurden. Einige davon enttäuschten. Dann gab – und gibt es sicherlich noch – jene Filme, die plötzlich einfach erscheinen und absolute Begeisterung auslösen. Und dann gibt es diese eine Kategorie von Filmen, denen von Anfang an Skepsis entgegengebracht wird, weil ein überraschend grandioses Werk erhofft wird, aber diverse Gründe schlichtweg dagegen sprechen. Luc Bessons „Dracula – Die Auferstehung“ – unschwer zu erahnen – gehört zu dieser letzten Kategorie. Ein Film der besser in dem sein will, was er auf unverschämte Weise kopiert, dabei aber ins Lächerliche abrutscht. Und ein Film der dann, wenn er originell und eigenständig sein will, unfreiwillig komisch wird – und gute Absichten zunichtemacht.

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BLACK PHONE 2

Black Phone 2 - (c) UNIVERSAL STUDIOS– Bundesstart 23.10.2025
– Release 15.10.2025 (FR)

Vor dreieinhalb Jahren wurde an eben dieser Stelle kleinkariert bemängelt, dass Regisseur Scott Derrickson bei seinem Film „Black Phone“ die ‚retrospektiven Möglichkeiten‘ des Siebzigerjahre-Settings nicht ausschöpfen würde. Jetzt, nach fast zwei nervenaufreibenden Stunden mit „Black Phone 2“, wird diese unbewusste oder bewusste künstlerische Entscheidung zu einem essenziell atmosphärischen Element. Die gesamte Stimmung gewinnt einen Schwebezustand von irritierender Zeitlosigkeit. Helfende Ansätze verschwimmen ständig, selbst wenn sich die Geschichte auf festen, zeitlichen Ebenen bewegt. Wie 1957, als die Erzählung mit einer jungen Frau beginnt, die in einem bizarren Ambiente einen verstörenden Anruf tätigt. Der Sprung nach 1982 führt die Handlung vier Jahre nach den Ereignissen des ersten Films. Und dieser Sprung setzt mit einer klaren Reminiszenz an jenen ersten Teil ein – mit in sich verdrehten Charakteristiken.

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GOOD BOY – Trust His Instincts

Good Boy - (c) IFC / SHUDDER– Bundesstart 30.10.2025
– Release 01.10.2025 (PHL)

DCM-Screener, Digitales Kino, 29.09.25
Ihr Haustier – ob Hund oder Katze – sitzt mitten im Raum und starrt in eine leere Ecke. Ihr Tier sitzt da und starrt beunruhigend in die Ecke des Zimmers, lässt sich auch nicht durch Zurufe oder Störungen irgendwelcher Art davon abbringen. Wenn Sie sich schon immer gefragt haben, warum ihr Tier dieses seltsame, meist unheimliche Gebaren an den Tag legt, dann sollten sie auf keinen Fall Ben Leonards „Good Boy“ sehen. Leonard offeriert für dieses merkwürdige Verhalten die wahrscheinlichste aller Lösungen. Und es ist das Gruseligste, was es in diesem Jahr – und noch viel weiter zurück – im Horrorkino zu erleben gab. Es geht um Indy, einen Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Ein sperriger Name für einen süßen Hund, dem Schreckliches widerfährt. Mit seinem Herrchen kommt Indy in ein neues Haus, welches dem Hund nicht nur fremd ist, sondern er auch abstoßend findet. Und der sechste Sinn eines Hundes trügt eigentlich nie.

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